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Was machen wir heute?: Ins Abenteuer fliegen

Warum eigentlich Chile? Der große meiner drei Jungs ist in den vergangenen Wochen ziemlich oft gefragt worden, wie er denn auf die Idee gekommen ist, ein Schuljahr in einem Land zu verbringen, von dem die Allgemeinheit eigentlich nur weiß, dass es verdammt lang ist und verdammt weit weg.

Warum eigentlich Chile? Der große meiner drei Jungs ist in den vergangenen Wochen ziemlich oft gefragt worden, wie er denn auf die Idee gekommen ist, ein Schuljahr in einem Land zu verbringen, von dem die Allgemeinheit eigentlich nur weiß, dass es verdammt lang ist und verdammt weit weg. Wahrscheinlich war es genau diese Komponente des Unbekannten. Nach Amerika fährt jeder, Neuseeland ist schon ein bisschen exotischer, aber wer geht schon ein Jahr in Chile zur Schule? „Ich!“, hat der Große gesagt, so fröhlich und beschwingt, dass er uns ein bisschen befreit hat von dem Abschiedsschmerz, aber auch nur ein bisschen.

Am Donnerstag habe ich ihn nach Frankfurt zum Flughafen gebracht, aber vorher gab es noch eine kleine Prozession, auf Gleis 3 des Bahnhof Südkreuz. Jede Menge Freunde mit Abschiedsgeschenken. Die Frau mit Abschiedstränen. Und natürlich die Brüder, der Kleine und der Mittlere, beide waren sie noch nie länger als zwei Wochen ohne den Großen. Mir bleiben noch die paar Stunden im Zug und ein Spaziergang am Main. Wir reden über das kommende Jahr und die Gastfamilie, der Große fragt nach berühmten Deutschen, die in Chile leben, und mir fällt nur Margot Honecker ein. „Ach, die Frau mit den lila Haaren, die so seltsame Sachen erzählt?“ Der Große nimmt sich vor, mal in Santiago bei Frau Honecker vorbeizuschauen.

Es ist ein schönes und lustiges Gespräch, weniger von Vater zu Kind, mehr zwischen einem jüngeren Erwachsenen und einem älteren. Auf dem Flughafen ist er der einzige seiner Reisegruppe, der nur einen Angehörigen mitgebracht hat. Überall sieht man weinende Mütter und Väter und Söhne und Töchter, nur mein Großer ist fröhlich, denn „den eigentlichen Abschied hab ich ja schon auf dem Bahnhof hinter mich gebracht, jetzt freue ich mich auf das Abenteuer“. Wenn ich das doch auch von mir sagen könnte. Aber Chile ist ja nicht nur so verdammt lang, sondern auch so verdammt weit weg. Sven Goldmann

Laut www.luftlinie.org liegen 12531,71 Kilometer zwischen Berlin und Santiago de Chile.

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