zum Hauptinhalt

Kultur: Ist da was?

Eine

NG von Frederik Hanssen

Licht. Nichts ist wichtiger in der grauen Jahreszeit. Wo Licht ist, ist Leben. Zum Beispiel am Potsdamer Platz, wenn die Scheinwerfer der Berlinale strahlen. Schon ein paar Meter weiter aber herrscht Dunkelheit, matschige Februartristesse. Öd liegt das Kulturforum da, wenn der bleierne Tag gegen fünf Uhr in wattiges Schwarz herübergeglitten ist. Schemenhaft zeichnet sich die Neue Nationalgalerie vor dem verhangenen Nachthimmel ab. Hinter dunklen Holzpaneelen funzelt irgendwo eine Lampe, sonst aber gibt es keinen Hinweis darauf, dass es sich hier um ein bewirtschaftetes Gebäude handelt.

An einer der befahrendsten Kreuzungen der Stadt dämmert eines der bedeutendsten Museen Europas vor sich hin, ein weltweit verehrtes Monument der Moderne, ein transparenter Glaskubus, der geradezu danach schreit, auch nach Einbruch der Dunkelheit auf seine Umgebung auszustrahlen. Offensichtlich aber hat die Leitung der Staatlichen Museen kein Interesse an optisch attraktiver Öffentlichkeitsarbeit. Ebenso, wie man nach dem MoMAHype die neue Hängung der eigenen, ebenfalls hochkarätigen Sammlung nicht mit einer Werbekampagne begleiten mochte, scheut man davor zurück, ein paar Kilowatt zu investieren, um Mies van der Rohes Meisterwerk ins rechte Licht zu rücken. Dabei sind sogar noch die roten, gelben und blauen Leuchtstoffröhren des amerikanischen Künstlers Keith Sonnier installiert, die vor zwei Jahren das Haus nachts zum Schweben brachten.

Die Gesetze des Freizeitmarktes sind einfach: Wer keine Aufmerksamkeit auf sich lenkt, bekommt auch kein Publikum. Brecht hat das schon 1928 geschaltet: Als sich Berlin mit einem großen Illuminationsfest zum leuchtenden Vorbild der Moderne ausrief, textete er für einen Kurt Weill- Song: „Komm mach’ mal Licht, damit man seh’n kann, ob was da ist!“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false