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Kultur: Jan Delay

Diese Woche auf Platz 29 mit: „Mercedes Dance“

Ajajajaujaa! Yeah, Leute, checkt das aus: die „derbe Mucke“, den „alles überragenden Sound“, die „geilen Beats“, diese „Scheiße, die knallt wie im Libanon“. Hiphop kommt per se breitbeinig daher, es ist die Musik der Superegos, Volksaufwiegler und Größenwahnsinnigen, aber so gekonnt wie Jan Delay hat in Deutschland noch keiner die Selbstanpreisung hingekriegt. Er pöbelt nicht plump wie die Aggro-Kollegen aus den Ghettos von Berlin-Neukölln oder Hamburg-Mümmelmannsberg, seine Reime strotzen vor Wortwitz und Ironie. Die Botschaft ist wichtig, aber was noch mehr zählt, ist: Stil zu haben. Delay gibt sich linksradikal, er hat die „Söhne Stammheims“ besungen und den Schills und Schilys alles Schlechte an den Hals gewünscht. Dass ein Kapitalismus- und Konsumkritiker sein zweites Soloalbum ausgerechnet „Mercedes Dance“ nennt, mag irritierend wirken. Mit einer Automarke, versichert der Rapper in Interviews, habe der Titel aber nichts zu tun. Man müsse ihn als Gütesiegel verstehen: Leute, dies ist der Mercedes unter den Dance-Platten. Au ja!

Jan Delay ist einfach nicht zu fassen, besonders gerne spielt er mit Namen, vor allem seinem eigenen. Vor dreißig Jahren als Jan Philipp Eißfeldt geboren, nennt er sich Eizi Eis, Boba Ffett oder eben – wegen seiner Vorliebe für die Hallverzögerung im Reggae – Jan Delay. Seine Band „Absolute Beginner“, deren Texte bereits in Reclam-Bändchen und Schulbüchern verewigt sind, wurde inzwischen linguistisch zu „Beginnern“ verschlankt. Und seine – vor drei Jahren aufgelöste – Plattenfirma taufte Delay „Eimsbush Records“, nach dem Hamburger Stadtteil Eimsbüttel, in dem er aufgewachsen ist. Der Mann, der so nasal nölen kann wie sonst nur noch Udo Lindenberg, stammt aus bürgerlichen Verhältnissen. Er legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres und bevorzugt, ganz Hanseat, Maßgeschneidertes. „Ich rocke Lacoste und Ralph Lauren“, rappt er auf der Single „Klar“. „Du siehst mich nie in ’nem verdreckten Shirt / Eher mache ich ’n Track mit Bjoerk.“ Am Montag tritt Delay im Berliner Admiralspalast auf. „Wir bringen den Scheiß hier zum Kochen und das geht sooo.“

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