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Joachim Lottmann ist zurück: Die reine Wahrheit

Will jetzt auch politisch sein: Der Schriftsteller Joachim Lottmann hat mit "Alles Lüge" einen ultimativ wahren Lottmann-Roman veröffentlicht.

An Sensationen ist sie bekanntlich nicht arm, die Buchbranche, davon zeugen die vielen Jubeleien auf den Rücken der allhalbjährlich in die Tausende gehenden Buchveröffentlichungen. Aber die Sensation, die jetzt verkündet werden muss, ist mindestens eine Weltsensation: Dieser Tage erscheint Joachim Lottmanns neuer Roman „Alles Lüge“. Die Veröffentlichung ist deshalb so umfassend sensationell, weil der 1956 in Hamburg geborene Schriftsteller schon mit seinem letzten Buch „Hotel Sylvia“ nicht nur sein Alterswerk begonnen hat, sondern überdies mit diesem neuen Roman zu einem explizit politischen Autor geworden zu sein scheint.

Jedenfalls suggeriert das sein Verlag Kiepenheuer & Witsch, zu dem Lottmann nach Ausflügen zum inzwischen insolventen Haffmans Verlag und dem Wiener Czernin Verlag wieder zurückgekehrt ist. Auf einer Einladung zu einer Premiere des Romans in der Berghain Kantine Ende März fragt der Kölner Verlag, wie es scheint, mehr so rhetorisch: „Kann ein einziges Buch die nervöse Stimmung unserer Tage einfangen?“ Und: „Kann Literatur die komplexe Gemengelage einer Zeitenwende erfassen, noch während sie stattfindet.“ Muss es wohl, das Buch, muss sie wohl, die Literatur, gerade wenn der Gegenwartsautor Lottmann am Werk ist. Der ist bekanntlich noch schneller als die Gegenwart.

"Alles Lüge" soll ein Hauptwerk sein

Lottmann hatte übrigens seinen neuen Roman schon groß angekündigt, da war seine Novelle „Hotel Sylvia“ noch nicht einmal erschienen: in einem Interview, das er mit sich selbst führte. Wahlweise bezeichnete er „Alles Lüge“ darin als „Hauptwerk“ „Großwerk“ und „dicker Wälzer“. Das allerdings mit dem ungleich provokanteren, politischeren Titel „Der zweite Faschismus“. Den scheint ihm sein alter neuer Verlag aber nach dem Lektorat wieder ausgeredet zu haben – und hat den Roman nun gemeinerweise trotz aller Hauptwerkhaftigkeit wieder nur als Paperback veröffentlicht.

Der neue Titel, das ist sicher, ist knuffiger – und passender. Denn wer Lottmann kennt, den politischen Move seiner Bücher, weiß: „Alles Lüge“ ist nichts als die Wahrheit, die einzig gültige, die ultimative Lottmann-Wahrheit.

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