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Kultur: Johannes lässt den Teufel bitten Neue Erkenntnisse über Berlins Bosch-Bild

Er hielt seine Hände anders, die Bibel war weitaus größer, und unter den Kleiderfalten blieben seine Füße fast 500 Jahre lang versteckt. Diesen verborgenen Schichten von Hieronymus Boschs Gemälde „Johannes auf Patmos“ ist jetzt ein niederländisches Forschungsteam auf den Grund gegangen.

Er hielt seine Hände anders, die Bibel war weitaus größer, und unter den Kleiderfalten blieben seine Füße fast 500 Jahre lang versteckt. Diesen verborgenen Schichten von Hieronymus Boschs Gemälde „Johannes auf Patmos“ ist jetzt ein niederländisches Forschungsteam auf den Grund gegangen. Das Bild gilt als ein Hauptwerk der Berliner Gemäldegalerie. Die Untersuchung ist Teil des Bosch Research and Conservation Project, das sich die insgesamt 45 bekannten Gemälde des Künstlers vorgenommen hat. Von dem legendären Maler ist nur wenig bekannt, sein Oeuvre bis heute nie gründlich untersucht worden. Seit November 2010 hat sich deshalb das Forschungsteam auf die Spuren seiner rund um den Globus verteilten Bilder gemacht.

„Unsere Studie geht einen Schritt weiter als das Rembrandt Research Project“, sagt Jos Koldeweij, Chef des Forscherteams, unter Verweis auf die andere große holländische Forschungskampagne, die schon seit 1968 andauert. 2016, zu Boschs 500. Todesjahr, sollen die Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert werden. In Den Bosch, woher der Künstler stammt, dessen richtiger Name Hieronymus van Aken lautete, wird es eine Veranstaltungsreihe geben.

Der Berliner „Johannes“ ist von zentraler Bedeutung, es ist eins von Boschs frühesten Werke mit Signatur. Das hauchdünne Holzpaneel wird momentan unter dem Mikroskop untersucht. Dabei ist bereits deutlich geworden, dass Bosch zunächst den Heiligen malte, dann das Teufelchen auf der rechten und schließlich die Krähe auf der linken Seite. Die Berliner Entdeckungen sind zwar nicht ganz so spektakulär wie bei dem Gemälde „Johannes der Täufer“ in Madrid. Dort tauchte eine komplette Figur unter den Farbschichten auf. Doch die Berliner Untersuchung hat Boschs revolutionäre Arbeitsmethode offenbart, der anders als seine Zeitgenossen mit der Hauptfigur begann und dann erst die Landschaft hinzufügte. Maartje Somers

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