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Die Künstlerin Amy Sherald sollte ihr Gemälde einer Transfrau mit rot gefärbtem Haar als Freiheitsstatue nicht in der National Portrait Gallery zeigen. Sie sagte deshalb ihre Ausstellung ab. Jetzt steht das Bild auf Trumps Liste.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Nancy Kaszerman

Kampf gegen Smithsonian-Museen: Diese Kunstwerke sind der Trump-Regierung zu „woke“

Das Weiße Haus veröffentlicht eine Liste mit unerwünschten Kunstwerken in den Washingtoner Smithsonian Museen. Was die US-Regierung nicht sehen will: Sklaverei, Immigration, Diversität.

Stand:

Die Einhegung der „außer Kontrolle“ geratenen Smithsonian Museen durch den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump geht in die nächste Runde. Jetzt wird es sehr konkret.

Donald Trumps Behörde benennt auf der Webseite des Weißen Hauses 23 Werke und Ausstellungsprojekte in den zahlreichen Einrichtungen des Washingtoner Smithsonian Institute, die der Geschichtsauffassung der amerikanischen Regierung entgegenstehen. Vor allem Darstellungen zur Sklaverei, „Race“, Einwanderung und LGBTQ+-Themen sind negativ aufgefallen.

Als problematischer Dauerbrenner gilt die bereits 2020 veröffentlichte Bildungskampagne „White dominant culture“ des National Museum of African American History. Das Museum veröffentlichte damals in einem Online-Portal über „race“ und Rassismus „Aspekte und Annahmen des Weißseins in den Vereinigten Staaten“.

Die Infografik, für die sich die Institution bald nach ihrer Veröffentlichung entschuldigte, identifizierte damals etwa „rationales Denken“, „harte Arbeit“, „Individualismus“ und „Steak und Kartoffeln“ als Werte „weißer Kultur“, die über die Jahrhunderte hinweg normalisiert und von der US-amerikanischen Bevölkerung – auch von People of Color – internalisiert worden seien.

Laut Trump haben sie den falschen Fokus: Das Smithsonian American Art Museum und die National Portrait Gallery in Washington.

© AFP/Alex Wroblewski

Ebenfalls zu weit geht Trump die Intersex-Inklusive Progress Pride-Flagge, die am Eingang des American History Museums unter der amerikanischen Flagge hängt. Auch eine Ausstellung, die sich dafür ausspricht, dass transgender-Sportlerinnen und -Sportler in Wettkämpfen antreten, findet keinen Gefallen im Weißen Haus.

Alles viel zu weit links für die Rechten

In den Giftschrank gehört für den amerikanischen Präsidenten auch ein Ölgemälde in Barockanmutung in der National Portrait Gallery, die eine Familie beim „illegalen Überqueren“ der zugleich „inklusiven und exklusiven“ Grenze nach Südtexas zeigt; außerdem eine kritische Tanzperformance zur Grenzmauer, die das Museum beauftragt hatte.

Auch nicht gern gesehen: Abwandlungen der Freiheitsstatue, dem Nationalsymbol der Vereinigten Staaten. Nicht als Transgenderfrau will man die Statue sehen, wie in einem Bild der renommierten afroamerikanischen Künstlerin Amy Sherald, die auch das offizielle Porträt von Michelle Obama geschaffen hat. Auch nicht die „Immokalee Freiheitsstatue“ mit brauner Haut und einer Tomate in der ausgestreckten Hand anstelle einer Fackel. Die von einer Arbeiterorganisation geschaffene Skulptur soll mexikanische Menschen repräsentieren, die auf amerikanischen Farmen arbeiten. Auf dem Sockel steht „I, too, am America!“

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„Die Smithsonian ist AUSSER KONTROLLE“, schrieb Trump Tage zuvor in seinem Onlinedienst Truth Social. Alles drehe sich nur darum, „wie schrecklich unser Land ist, wie schlimm die Sklaverei war und wie wenig die Unterdrückten erreicht haben – nichts über Erfolge, nichts über Strahlkraft, nichts über Zukunft“.

Das Weiße Haus hat die Smithsonian-Museen aufgefordert, innerhalb von 30 Tagen ihre Ausstellungspläne vorzulegen, um sie auf unliebsame Darstellungen der US-Geschichte zu überprüfen. Zum 250. Geburtstag der USA im Jahr 2026 sollen die Museen regierungskonforme Darstellungen der amerikanischen Geschichte zeigen.

Die nun veröffentlichte Liste enthält keine direkte Aufforderung, die benannten Kunstwerke oder Ausstellungen zu entfernen. Eher soll sie konkrete Beispiele liefern, für das, was in den Einrichtungen des Smithsonian Institute in die falsche Richtung läuft. Vermutlich ließe sich diese Aufzählung nach Auffassung der Regierung beliebig verlängern.

Der amerikanische Präsident geht seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar hart gegen Kulturinstitutionen sowie Universitäten und ihre angeblich linke Ideologie vor. Bereits im März hatte er ein Dekret unterzeichnet, um die gut 20 Nationalmuseen von Smithsonian wieder zum „Symbol der Inspiration und amerikanischen Größe“ zu machen und „unangebrachte Ideologien zu entfernen“.

Im vergangenen Jahr besuchten nach Angaben von Smithsonian fast 17 Millionen Menschen die verschiedenen Einrichtungen in Washington. Der Eintritt ist grundsätzlich kostenlos.

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