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Karl Schlögel im Gespräch: „Als Historiker bin ich auch Zeitgenosse, der nicht wegschaut, wenn ein Volk überfallen wird“
Am Freitag wird der renommierte Osteuropaexperte mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er sagt: Die Unterstützung der Ukraine ist kein Luxus, sondern existenziell, auch für die Bundesrepublik.
Stand:
Herr Schlögel, als Sie zuletzt 2023 ein Gespräch mit dem Tagesspiegel führten, sagten Sie, dass die Sache der Europäer in der Ukraine nicht nur gerecht sei, sondern gelingen werde. Glauben Sie jetzt noch an das Gelingen, an einen Sieg der Ukraine?
Die Ukraine hat dieser unglaublichen Bedrohungssituation standgehalten, der Bombardierung ihrer großen Städte. Kiew, Charkiw, Odessa – sie tun das bis heute. Putin und seine Militärs spielen auf Zeit. Sie hoffen auf den physischen und moralischen Zusammenbruch der Ukraine und ihrer Zivilbevölkerung, deshalb die ununterbrochene Terrorisierung, die die Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. An der Front gibt es, trotz der gigantischen Opfer der Russen, nur marginale Geländegewinne. Eigentlich ist die russische Strategie an der Front gescheitert. Das ändert aber nichts an der existenziellen Bedrohung der Ukraine. Dies ist ein Krieg mit offenem Ausgang.
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