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Kultur: Kern der Sache

Der Architekturkritiker Günther Kühne ist tot

Sein Kürzel lautete „gk“ – knapp und aufs Wichtigste beschränkt. So waren seine Beiträge. Das Wichtigste zu nennen, zu beschreiben, zu beurteilen, war sein Anliegen; überflüssige Wortgirlanden waren ihm zuwider. Günther Kühne, bis 1982 drei Jahrzehnte lang Redakteur der renommierten Fachzeitschrift „Bauwelt“ und über viele Jahre hinweg die Architektur-Stimme des Tagesspiegel, hatte es nicht nötig, durch viele Worte auf sich aufmerksam zu machen.

Was er schrieb, war derart gesättigt mit Sachkenntnis, dass ein einzelner Satz genügte, die ins Baugeschehen involvierten Politiker, Ämter und Investoren hellhörig zu machen. Er hatte alle Vorgänge und Umstände im Kopf, er sprach mit allen Beteiligten, mit leiser Stimme, doch unerbittlich zum Kern der Sache kommend. „Sein stupendes Gedächtnis hat ihn“ – wie sein ebenso langjähriger „Bauwelt“Chefredakteur Ulrich Conrads einmal schrieb – „mittlerweile zum Chronisten der neueren Berliner Baugeschichte werden lassen, der zu den Fakten auch noch die Anekdoten mitzuliefern weiß.“

Als er die vielteilige Serie „Nicht im Verzeichnis der Berliner Baudenkmale“ schrieb, stand Denkmalschutz noch nicht hoch im Kurs: Manches Gebäude hat er so vor dem Vergessen und womöglich der Zerstörung bewahrt. Zweimal erhielt er den Journalistenpreis des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz.

Den Finger in die Wunde legen, das hat Kühne beispielsweise mit der Artikelreihe „Planspiel Tiergarten“ getan, als das Gebiet noch im Schatten der Mauer lag. Das Interesse am Verkehr führte ihn zur Mitarbeit an der maßgeblichen Publikation „Berlin und seine Bauten“ zu den „Bauten des Fernverkehrs“. Auch an „Reclam’s Kunstführer Berlin“ (1977) hat er mitgearbeitet.

Geboren im Kriegsjahr 1917, ohne seinen kurz darauf gefallenen Vater je zu kennen, ist Günther Kühne am vergangenen Mittwoch im Alter von 90 Jahren nach langer Krankheit verstorben. BS

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