
© Yannis Drakoulidis/Mubi/Yannis Drakoulidis
Kino-Neustarts der Woche: So hat man Daniel Craig auf der Leinwand noch nicht gesehen
Das Kino startet übersichtlich aber hochklassig ins neue Jahr. Dabei geben zwei Männer in ihren Filmen den Ton an: Daniel Craig als homosexueller Schriftsteller und Robbie Williams.
Stand:
So viel Mut muss man erst mal haben: sich in seinem eigenen Biopic zum Affen machen wie Robbie Williams in „Better Man“. Und während Daniel Craig seinen „007“ aus den Ärmel schüttelt, ist Laura Tonke auf den Spuren von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“.
1 Queer
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Eine schummrige Taverne in Mexiko City. Zwei Männer haben Fleischspieße bestellt, die der Jüngere genüsslich verspeist, während der Ältere ausschweifend redet. Es geht um seine „Neigung“, die wie ein Fluch seit Generationen auf seiner Familie voller Perverser laste. Als er das Wort „homosexuell“ extra deutlich über den Tisch zischt, schaut das Paar am Nachbartisch verschreckt zu dem US-Amerikaner im weißen Anzug herüber.
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Sein Name ist William Lee (Daniel Craig), alle sagen nur Lee zu ihm. Der Schriftsteller mit der Pistole am Gürtel ist Anfang der Fünfziger ein bekannter Trinker in den Bars der Stadt. Und wie er hier im Kerzenschein auf sein ebenfalls aus den USA stammendes Gegenüber Eugene Allerton (Drew Starkey) einredet, mischen sich Selbsthass, Stolz und Lust zu einem euphorisierenden Cocktail.
Das Fleischspieß-Dinner wird zum Vorspiel für den ersten Sex der beiden Männer. Eine Nacht, in der Lee sein Glück kaum fassen kann, ein Moment trunkener Schönheit, der alle Hindernisse zwischen ihm und Eugene vergessen lässt.
Verschwunden sind sie dadurch aber keineswegs. Sie bilden den vibrierenden Glutkern von Luca Guadagninos fulminantem Drama „Queer“, das auf dem gleichnamigen Roman von William S. Burroughs basiert.
Begehren zwischen Männern aus verschiedenen Generationen
Er entstand 1952 in Mexiko City, war inspiriert von seinem Verhältnis zu einem 21-jährigen US-Studenten und wurde erst 1985 veröffentlicht. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino las das Buch als Jugendlicher und war nachhaltig fasziniert von Burroughs, was in seiner „Queer“-Adaption nicht zuletzt in den surrealistischen Traumsequenzen aufscheint.
Es geht um das Begehren zwischen Männern aus verschiedenen Generationen, wobei diesmal aus der Sicht des Älteren erzählt wird. Daniel Craig spielt ihn auf eine ungemein elektrisierende Weise, die Lee mal viril aufgekratzt, mal verletzlich zeigt.
An James Bond muss man während der 135 Minuten Laufzeit keine Sekunde denken. Craig füllt „Queer“ bis zum Rand der Leinwand mit Lees Liebessehnsucht und der Melancholie, die deren Vergeblichkeit auslöst. Eine oscarreife Leistung in einem so bewegenden wie elegant inszenierten Drama. (Nadine Lange)
2 Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns!
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Sie küssen und betrügen, streiten und versöhnen sich, finden und verlassen einander, bekommen Kinder, feiern gemeinsam Feste und trauern zusammen – über einen Zeitraum von drei Jahren folgt die Tragikomödie dem Schicksal von Ellen (Laura Tonke) und ihrem Freundeskreis, dessen Zusammenhalt diversen Stresstests ausgesetzt wird.
Dem selbstgefälligen Titel zum Trotz zeichnet Regisseur David Dietl, Sohn des großen Helmut Dietl, ein von Empathie durchdrungenes Porträt urbaner Erwachsener, deren zwischenmenschliche Wirrnisse alles andere als weltbewegend sind, aber gerade deshalb vielen Altersgenossinnen bekannt vorkommen dürften.
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Die narrative Struktur und die feine Balance zwischen Humor und Tragik erinnern an „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“.
Und auch wenn das Remake des dänischen Films „Lang historie kort“ nicht ganz an Mike Newells Klassiker heranreicht, so ist „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns!“ dank seines vorzüglichen Ensembles (aus dem man neben Tonke noch die wunderbare Jasmin Shakeri hervorheben möchte) doch ein heller Stern am deutschen Komödienhimmel. (Jörg Wunder)
3 Nosferatu – Der Untote
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Nach dem Wikingerdrama „Northman“ hat sich Robert Eggers eines alten Herzensprojekts angenommen: das Remake eines Horrorklassikers, der selbst eine Art Remake war.
Friedrich Wilhelm Murnau hatte 1922 für „Nosferatu“ bei Stokers „Dracula“ geklaut und damit auch ein Sittenbild der Weimarer Republik geschaffen, das von den Erfahrungen des Krieges und Paranoia gezeichnet war. Eggers überspringt nun seinerseits Werner Herzogs Remake (1979) und knüpft atmosphärisch und visuell wieder am Original an.
Morbider Fiebertraum mit dröhnendem Soundtrack
Viel Neues hat er dem Stoff nicht hinzuzufügen, außer einer wahrlich furchteinflößenden Romantik, die Caspar David Friedrich in seinen Naturbildern sicher nicht im Sinn gehabt hat. Lange hat man im Kino keinen so unwirtlichen Ort wie das Schloss des Vampirgrafen Orlok (Bill Skarsgård zwischen Horrorclown und Piratenzombie) erlebt.
Eggers hat die Albträume der jungen Ellen (Lily-Rose Depp), die in den Bann des Vampirs gerät, und ihres ahnungslosen Ehemanns (Nicholas Hoult, Foto) als morbiden Fiebertraum mit dröhnendem Soundtrack verfilmt.(Andreas Busche)
4 Better Man – Die Robbie Williams Story
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Robbie Williams wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Gesangstalent wird früh erkannt, der Vater (Steve Pemberton) verlässt die Familie und verursacht das erste Trauma. Um die emotionale Lücke zu füllen, landet Robbie bei Take That.
Dort provoziert er so lange, bis er sich auf Solopfade begeben muss. Doch auch wenn er eine große Liebe findet, reicht das nicht aus, um Ruhm- und Drogenproblemen entgegenzuwirken. Und erst recht nicht, um eine Depression in Form eines unsichtbaren, haarigen Alter Egos zum Schweigen zu bringen...
Die Komplexität einer Depression wirkt durch das Drehbuch reduziert. Allerdings ist das auch symptomatisch: Sie lässt sich eben nicht logisch herleiten.
Erzählerisch ist „Better Man“ ein eher konservatives Musik-Biopic. Immerhin verhindert der Affe, dass der Film ins Kitschige oder Affirmative abrutscht. Die affige Hauptfigur mit den menschlichen Schwächen verursacht eine Dissoziation, die der Geschichte guttut. Und vielleicht ist so ein Affe trotz Imponiergehabe ja doch der „Better Man“. (Jenni Zylka)
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