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Das verkürzte Berlinale-Festival: Nicht im Sinne des Publikums
Auch die Jubiläumsausgabe der Berlinale dauert zehn Tage. Aber die Wettbewerbs-Galas im Berlinale-Palast enden früher. Das passt nicht zu Tricia Tuttles Plan, den Potsdamer Platz fürs Publikum attraktiver zu machen.

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Mehr fürs Publikum und wieder mehr Trubel am Potsdamer Platz: ein guter Plan, den die neue Berlinale-Chefin Tricia Tuttle schon früh verkündete. Seit das Sony-Center geschlossen wurde und die Premium-Säle des Cinemaxx mit weniger Plätzen nur noch fürs Fachpublikum taugen, blieb lediglich der Berlinale-Palast als Publikumsattraktion. Zudem zeigt das Arsenal im Filmhaus vis-a-vis zum allerletzten Mal Berlinale-Filme, bevor es für immer schließt.
Mehr fürs Publikum am Potsdamer Platz: Dazu gehören das erstmals als Festivalkino genutzte Stage Bluemax Theater (500 Plätze) und der Hub75. Allerdings bietet die mit 90 bis 100 Plätzen eher kleine Festivallounge nur vormittags Talks fürs Publikum, nachmittags und abends haben lediglich Akkreditierte Zutritt.
Seit Mittwoch liegt das Programm mit Zeitplan vor. Beim Potsdamer Platz fällt zweierlei ins Auge, was dem Vorhaben widerspricht, ihm als „Knotenpunkt zusätzliche Energie und Sichtbarkeit zu geben“.
Ein später Höhepunkt war bisher immer die Verleihung des Ehrenbären am Dienstag der zweiten Festivalwoche, als Publikums-Gala und Highlight im Berlinale-Palast. Zuletzt wurden so Martin Scorsese, Steven Spielberg und Isabelle Huppert gefeiert, zu denen sich als prominente Laudatoren Wim Wenders, der U2-Sänger Bono und Lars Eidinger gesellten.
Die diesjährige Ehrenbärin Tilda Swinton wird nun bereits bei der kurzen Eröffnungsgala (vor Tom Tykwers 160-Minuten-Eröffnungsfilm „Licht“) ausgezeichnet. Nicht vor zahlendem Publikum, sondern vor Ehrengästen. Schade um den tollen Dienstagabend mit seinem Mix aus Glamour, Filmkunst und Hype: Swintons Film zum Preis läuft am Freitagvormittag im Zoo-Palast.
Außerdem wird der letzte rote Teppich für einen Bären-Kandidaten bereits am Donnerstagabend vor dem Berlinale-Palast ausgerollt, zwei Tage vor der Bärengala. Am Freitag, dem 21. Februar, steht dort neben Generation-Titeln und einer Wettbewerbs-Wiederholung lediglich ein Regiedebüt als Special-Premiere (ohne heiß erwarteten Star) auf dem Programm.
Also Trubel nur am dicht terminierten Eröffnungswochenende, und gegen Ende dümpelt das Herzstück des Festivals wieder vor sich hin? Auf Nachfrage verweist Tricia Tuttle lediglich auf die „vielen neuen Aktivitäten am Potsdamer Platz“, den Hub75 und den Publikumstag am 23. Februar.
Mit dem Verzicht auf die Ehrenbär-Gala und die Wettbewerbsverkürzung im Berlinale-Palast begeht sie jedoch strategische Fehler. Denn im Sinne des Publikums sind die Änderungen nicht.
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