zum Hauptinhalt
Kino mit Abstand. Vor einer Premiere im Erfurter Cinestar-Kino.

© dpa

Kinos und Corona: Ausverkauft mit leeren Plätzen

Seit zwei Wochen sind die Kinos in Deutschland wieder geöffnet. Das Publikum füllt die reduzierten Plätze, mit Abstand. Aber rechnet sich das?

Die Cinemaxx-Kinos in Deutschland haben gerade ihren 200 000 Besucher begrüßt, seit der flächendeckenden Wiedereröffnung der Filmtheater am 2. Juli. Der besucherstärkste Titel der letzten Woche ist mit 38 000 verkauften Tickets der HundeAnimationsfilm „Paw Patrol“. Und Christian Petzolds Berlin-Märchen für Erwachsene, „Undine“ mit Paula Beer, brachte es bis Mittwoch auf 43 000 Zuschauer.

Maue Zahlen, denkt man im ersten Moment. Aber der Eindruck trügt. Im Sommer werden die Säle auch ohne Corona gewöhnlich nicht voll, 43 000 Zuschauer für einen Arthousefilm in zwei Wochen ist da eine beachtliche Zahl. Hinzu kommen die Abstandsregeln, die eine Maximalauslastung von 30 bis 40 Prozent erlauben. Verleiher und Kinobetreiber sind deshalb verhalten optimistisch, mit einer Portion Pragmatismus. „Wir liegen mit unseren Besucherzahlen über unseren Erwartungen“, heißt es von der CinemaxxHolding.

[Mehr aus der Hauptstadt. Mehr aus der Region. Mehr zu Politik und Gesellschaft. Und mehr Nützliches für Sie. Das gibt's nun mit Tagesspiegel Plus: Jetzt 30 Tage kostenlos testen.]

Die Berliner Yorck-Gruppe mit ihren 14 Indoor-Kinos rechnet grob, dass die Säle wegen der Platzbeschränkung rund 30 Prozent weniger ausgelastet sind als sonst im Juli. Wobei es am Wochenende vorkommen kann, dass „Undine“ ausverkauft ist. Die Differenz zum Vorjahr steigt sogar noch, wenn man berücksichtigt, dass das Sommerkino am Kulturforum mit gut 1000 Open-Air-Plätzen nur 400 Tickets verkaufen darf. Die immerhin sind oft weg.

Im Freiluftkino in Friedrichshain ist das ähnlich: Die zunächst 200 und jetzt 550 erlaubten Plätze (von 1700) sind seit der Eröffnung Anfang Juni oft ausverkauft. Trotz des durchwachsenen Sommerwetters.

Seit 2. Juli im Kino: "Undine" von Christian Petzold, mit Paula Beer.
Seit 2. Juli im Kino: "Undine" von Christian Petzold, mit Paula Beer.

© dpa/Piffl Medien

Noch halten die Verleiher Publikumsfilme zurück. Vor allem die US-Blockbuster werden munter weiter in den Herbst verschoben. Gerade hat Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch den Constantin-Chef Martin Moszkowicz aufgefordert, bitte nicht auch noch deutsche Produktionen mit Publikumspotential auszubremsen. „Lassen Sie ,Kaiserschmarrndrama’ auf dem August-Termin, bringen Sie ,Ostwind’ möglichst zeitnah und lassen Sie ,Contra’ auf dem 3. Oktober oder ziehen ihn sogar nach vorne,“ schreibt er in einem offenen Brief.

Mal sehen, wie das wird. Allmählich gestaltet sich Programm wieder vielfältiger, diese Woche etwa mit dem Start von „Berlin Alexanderplatz“ und dem im April ausgebremsten US-Familiendrama „Waves“.

Vor allem hoffen die Kinobetreiber auf weitere Lockerungen bei den Abstandsvorgaben. Wegen der 1,50-Meter-Distanz müssen derzeit zwei Plätze zwischen den Besuchern frei bleiben. Und höchstens jede zweite Reihe kann überhaupt genutzt werden. In Österreich, Frankreich und der Schweiz genügen längst ein Meter Abstand.

Monika Grütters kämpft für eine Lockerung bei den Abstandsregeln

Gegen den „Zwang zu anderthalb Metern Abstand“ engagiert sich auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, im Sinne der Kinos wie der Theater. „Ich kämpfe mit allen Möglichkeiten, die ich habe, dass wir zu anderen Formen kommen“, sagte sie vor wenigen Tagen.

Tapfere Zahlen sind das eine. Aber eine höhere Sitzplatzauslastung in naher Zukunft ist essentiell, damit die Kinos sich rechnen. In Berlin soll es am Dienstag neue Verordnungen geben. Und die Filmtheater können jetzt Gelder aus dem "Neustart"-Programm des Bundes beantragen. 40 Millionen Euro für Corona-Investitionen stehen bereit, pro Kino bis zu 315.000 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false