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Kinostarts der Woche: Hilft vor Gericht ein Hundeblick?
Männer in Biberkostümen, Babys mit Superkräften und ein Hund auf der Anklagebank: Die Kinowoche klingt absurd, ist aber sehenswert.
Stand:
Was machen 100 Männer, als Biber verkleidet, im verschneiten Wisconsin? Die aktuelle Kinowoche kommt zwar merkwürdig daher, verspricht aber Kultiges.
Zu erleben ist ein Neo-Slapstick-Meisterwerk, kinderfreundliche Superheldenabenteuer und eine Anwältin, die ihren tierischen Mandanten vor der Höchststrafe zu bewahren versucht. Auch aus Deutschland gibt es diese Woche vielversprechendes: Karoline Herfurth kehrt mit einer Rom-Com in die Kinos zurück. Mehr dazu hier.
1 Wunderschöner
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Sonja (Karoline Herfurth) lebt von Ex-Freund Milan (Friedrich Mücke) getrennt. Zusammen besuchen sie eine Paartherapie und versuchen herauszufinden, ob es für sie noch eine gemeinsame Zukunft gibt. Milans jüngere Schwester Julie (Emilia Schüle) bekommt es in ihrem neuen Job als Aufnahmeleiterin in der Frühstücksfernsehshow „Regines Spreerunde“ mit einem übergriffigen Kollegen zu tun.
Dazu kommt das Power-Couple Nadine (Anneke Kim Sarnau), Stiftungsleiterin, und Phillipp (Godehard Giese), Berliner Finanzsenator. Sie tut alles dafür, um mit Anfang Fünfzig noch attraktiv zu sein, er nimmt sich zur Selbstbestätigung eine junge Sexarbeiterin (Bianca Radoslav). Als Nadine ihre vermeintliche Rivalin aufsucht, trifft sie im Hotelzimmer aber nur ein verschrecktes Mädchen an.
Aus Schuldgefühl für das Verhalten ihres Mannes – und für ihre Eifersucht – quartiert sie Nadja im Gästezimmer der Vorstadtvilla ein. Für ihre Teenager-Kinder Lilly (Emilia Packard) und Julian (Albert Lichtenstern) bricht eine Welt zusammen; als Hauptleidtragende der Probleme ihrer Eltern sind sie die eigentlichen Protagonisten.
Darum gehört Lilly auch das letzte Wort: „Was wäre, wenn wir aufhören könnten, uns zu schützen, weil uns niemand mehr angreift?“, fragt sie am Ende aus dem Off, und man muss Herfurth zugutehalten, dass diese Frage nicht rhetorisch gemeint ist. Ihr Kino der Selbstliebe und der weiblichen Solidarität ist im deutschen Filmbetrieb leider immer noch eine rührige Ausnahme. (Andreas Busche)
2 Hundreds Of Beavers
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Als Filmenthusiast sollte man eigentlich alles an diesem Werk lieben: „Hundreds of Beavers“ ist, stilecht in Schwarzweiß und ganz ohne Dialoge, eine turbulente Hommage an die Slapstick-Helden der Stummfilmära und die anarchischen „Looney Tunes“-Trickfilme, von einer leidensfähigen Crew mit wenig Geld (150.000 Dollar), dafür umso mehr Fantasie im winterlichen Wisconsin (die warmen Biberkostüme dürften hochwillkommen gewesen sein) realisiert und digital nachbearbeitet.
Hauptdarsteller Ryland Tews channelt als tolpatschiger, aber perfide Fallen ausbaldowernder Biberjäger seinen inneren Buster Keaton, Doug Mancheski erinnert als grimassierender Pelzjagdbedarfshändler an Stummfilmlegende James Finlayson.
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Doch bis Mike Chesliks originelles Langfilmdebüt im komplett durchgedrehten Finale (die Biber errichten einen gigantischen Turm mit integrierter Raketenbasis, ein Biber-Sherlock-Holmes ermittelt etc.) endlich jenen Irrsinn entwickelt, den das in einer durchzechten Nacht entstandene Konzept verspricht, muss man eine vergleichsweise zähe erste Filmhälfte überstehen.
Ein paar erlegte Biber (plus Hasen, Wölfe, Fische...) weniger hätten auch gereicht. (Jörg Wunder)
3 Willkommen in den Bergen
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In dünnen Mokassins und kleinem Sakko stolpert Michele Cortese durch nassen Schnee. Der Lehrer hat sich, frustriert von den Großstadtschülern Roms, in das 364-Seelen-Dorf Rupe versetzen lassen.
Hier ist er erstmal eine Lachnummer, ein Idealist, der das Landleben romantisiert, während er nicht mal eine ordentliche Jacke besitzt. Schnell hat Cortese eine neue Garderobe und ist direkt maximal involviert in die Probleme der Dörfler: Die Landflucht greift um sich, Initiativen und Lebensentwürfe jenseits des Heteronormativen werden abgelehnt.
Und nun soll auch noch die kleine Schule dichtmachen. Gemeinsam mit der spröden Kollegin Agnese kommt er auf die Idee, ukrainische Flüchtlinge im Dorf anzusiedeln und dank ausreichend Schülern die Schließung abzuwenden.
Was nach einem vorhersehbaren, aber vielversprechenden Plot klingt – Clash of Cultures und unkonventionelle Methoden – wird von Regisseur Riccardo Milani ohne Charme umgesetzt. Die Figuren bleiben eindimensional, Erzählstränge verlieren sich und der Witz, dass der Städter zu doof fürs Land ist, trägt auch nur kurz. (Silvia Silko)
4 Super Charlie
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Wille ist der klassische Grundschulnerd: Der Zehnjährige trägt Brille, wird von den älteren Kids schikaniert und lebt in einer Traumwelt der Superheldencomics. Besser wird es nicht, als er einen kleinen Bruder bekommt, der tatsächlich Superkräfte besitzt, von deren Existenz nur Wille weiß – bald allerdings auch der hinterlistige und seine eigene Agenda verfolgende Adlatus des Superschurken Inferio, der wiederum seit Jahren die braven Bürger Stockholms terrorisiert.
Können Wille und Baby Charlie die Finsterlinge stoppen? Ganz offensichtlich richtet sich der schwedische Animationsfilm an die ganz kleinen Zuschauer, doch auch deren Intelligenz droht durch die einfältigen Dialoge, eine superdurchsichtige und dennoch konfuse Dramaturgie, die hölzerne Charakterzeichnung und die lieblose Animation beleidigt zu werden.
So entpuppt sich der auf einer erfolgreichen Comicbuchreihe von Camilla Läckberg basierende „Super Charlie“ als kolossaler Rohrkrepierer, zumal es mit Pixars „The Incredibles“ bereits vor 20 Jahren einen Animationsfilm für Klein und Groß gab, der ein ähnliches Thema ungleich eleganter, komplexer und lustiger abgehandelt hat. (Jörg Wunder)
5 Hundschuldig
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„Wie schaffst Du es Menschen zu mögen?“, fragt der Nachbarsjunge Anwältin Avril. Sie möge die Unterschiede, erwidert sie und lässt ihn bei sich übernachten, weil sein Vater wieder einen Ausraster hat. Obwohl es ein Umgangsverbot gibt.
Avrils Lebensweg führt durch jenen Graben, der zwischen Recht und richtigem Handeln verläuft. Dass sie dabei nicht die Karriereleiter erklimmt, versteht sich von selbst. Den nächsten Fall muss sie gewinnen, sonst ist sie raus aus ihrer Kanzlei.
Doch als sie in die Augen des verzweifelten Dariuch und seines Hundes Cosmos schaut, kann sie nicht anders: Sie muss Cosmos, der drei Mal zugebissen hat, vorm Einschläfern bewahren. Avril schafft es, dass Cosmos nicht als beschädigtes Objekt beurteilt wird, sondern als Individuum und entfacht damit einen Medien-Tsunami.
Laetitia Dosch, die die Hauptrolle spielt und zum ersten Mal Regie führt, lässt sich selbst von der Leine: Gerichtsfilm, Groteske, Lovestory, Sozialdrama, Komödie – sie richtet ein dramaturgisches Desaster an, wodurch ihr ein herrlich origineller Film gelingt, der der moralischen Orientierungslosigkeit unserer Zeit entspricht. (Ingolf Patz)
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