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The Ugly Stepsister

© capelight pictures/Lukasz Bak

Kinotipps der Woche: Wer leidet, wird schön?

Aschenpuddel im Schönheitswahn, queere Scheinhochzeiten und ein fliegender Affe. Das ist die aktuelle Kinowoche

Stand:

Na, schon einmal über einen Nose-Job nachgedacht? Oder wie wär’s mit einem Augenlifting, vielleicht eine Runde Fettabsaugen? Wir (gemeint sind vor allem Frauen, als Hauptleidtragende patriarchaler Schönheitsideale) tun uns so einiges an. Die Lust auf den vermeintlich schnellen Weg zum Schönsein vergeht einem spätestens, wenn man Emilie Blichfeldts „The Ugly Stepsister“ sieht. Die Aschenputtel-Adaption steht dem Grimmschen Original in Sachen Blutigkeit in nichts nach.

Was die Kinowoche abseits von Body-Horror zu bieten hat, lesen Sie hier.

1 The Ugly Stepsister

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Es ist ein Dilemma. Alles, was Aschenputtels Stiefschwestern tun müssen, um den begehrten Prinzen zu heiraten, ist, in einen Schuh zu passen. Aber bei einer ist der große Zeh zu lang, bei der anderen die Ferse zu groß.

Gott sei Dank hat ihre Mutter eine Lösung parat: Einfach abhacken! „Wenn du Königin bist, brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen“, so die bestechende Logik.

In ihrem Debütfilm „The Ugly Stepsister“ erzählt die Norwegerin Emilie Blichfeldt die Aschenputtel-Geschichte aus der Perspektive der „hässlichen“ Stiefschwester - als Body Horror-Adaption.

Nach einer kurzlebigen Ehe, die aus finanziellen Gründen eingegangen wurde, steht Elvira (Lea Myren) ohne Mann und ihre Familie ohne Geld da. Die Lösung wäre es, den Prinzen zu heiraten, der auf einem Ball eine Jungfrau auswählen wird. Die naive Elvira macht sich Hoffnungen – bis ihr vermittelt wird, dass sie nicht in Frage kommt: Sie sei zu dick und zu hässlich, um gegen den Charme ihrer Stiefschwester Agnes (Thea Sofie Loch Næss) anzukommen.

Emilie Blichfeldt hat sichtlich Spaß mit Nadeln, Hämmern, Blut. Doch natürlich steckt auch eine politische Botschaft hinter dem Horror. Denn das, was sich viele Frauen antun, um dem Ideal zu entsprechen, ist nicht so weit entfernt von den qualvollen Prozeduren, die Elvira über sich ergehen lässt.

Spätestens als Elvira einen Bandwurm schluckt, der ihr beim Abnehmen helfen soll, ist klar, dass dieses Märchen für sie nicht glücklich ausgehen wird. Äußerlich wird sie immer schöner, von innen langsam aufgefressen. Und da sind ihre Füße noch ganz. (Inga Barthels)

Eine vollständige Rezension lesen Sie hier.

2 Akiko - Der fliegende Affe

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Das Äffchen Akiko ist im Zoo geboren. Der Großvater erzählt von Vorfahren, die im Wald ein freies Leben führen. Ein Modellflugzeug hilft bei der Flucht.

Auf der Suche nach seinen Vorfahren ist Akiko auf die Hilfe von anderen Tieren angewiesen. Ein Waschbär, der im Glascontainer haust, ein Frettchen, das im Briefkasten wohnt, ein Chamäleon, das den Funkturm rauf krabbelt, bilden die Zwischenstopps der einfallsarmen Stationendramaturgie.

Die fantasievolle Dekoration der Tierbehausungen lässt erahnen, was „Akiko“ hätte sein können. Allein es fehlt ein Konzept, das die Geschichte über die Suche nach den Wurzeln mit Spannung, Intelligenz und Kreativität erzählt.

Vor allem aber irritiert die drittklassige Machart des Films, der einige Tiere fotorealistisch animiert, weitgehend asynchron sprechen lässt und für Kinder kaum Identifikationspotenzial bietet. Dass „Akiko“ als bester Kinderfilm beim Deutschen Filmpreis gekürt wurde, bleibt ein Rätsel. (Martin Schwickert)

3 Die Bonnards – malen und lieben

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Gut 2000 Gemälde und Zeichnungen hat der Spätimpressionist Pierre Bonnard hinterlassen. Auf einem Drittel der Bilder ist dieselbe Frau zu sehen: Marthe de Méligny, die für den Maler Modell, Muse, Lebensgefährtin und spät auch Ehefrau war.

Regisseur Martin Provost blickt auf die wechselhafte Abhängigkeitsbeziehung. In der Pariser Boheme fühlt sich Marthe (Cécile de France) nie wohl. In der Normandie erwirbt das Paar ein abgelegenes Haus, wo sie frei von allen gesellschaftlichen Zwängen leben, was den kreativen Grundstein für Pierres (Vincent Macaigne) künstlerische Entfaltung liefert.

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Provost gelingt das feinfühlige Porträt einer Künstlerbeziehung, das die Dynamik im ungleichen Verhältnis differenziert erforscht. Cécile de France befreit ihre Figur vom Klischee der passiven Muse, ohne sie zu einer feministischen Ikone zu verzerren.

Sehr gelungen sind die Szenen, in denen Provost den Prozess der Inspiration auf sinnliche Weise visualisiert, indem er die Naturerfahrung und persönlichen Emotionen seiner Figuren auf der Kinoleinwand wie die Farben eines Gemäldes ineinander fließen lässt. (Martin Schwickert)

4 Chaos und Stille

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Ein Melodram kann auch ein Thriller sein. Ein Film über Musik verwandelt sich vielleicht in einen Essay über das Leben und die Liebe. Das alles steckt in Anatol Schusters viertem Spielfilm – und noch viel mehr.

Komponist Jean (Anton von Lucke) und Pianistin Helena (Maria Spanring) leben finanziell prekär und bekommen ein Kind. Ihre Vermieterin (Sabine Timoteo) schenkt ihnen einen Flügel und verzichtet auf die Miete.

Lächelnd sagt sie „Mir gehört nichts“, trennt sich von ihrem Hab und Gut und zieht aufs Hochhausdach. Die Protagonisten bewegen sich in Zeitlupe, wie Phantome. Selbst wenn sie einen banalen Satz wie „Ich nehme ein Bad“ sagen, klingt es bedeutungsvoll.

Manchmal bewegt sich die Kamera kreisend um die Akteure, man sieht, was für eine beeindruckende Skyline Darmstadt hat. Der Soundtrack ist großartig.

Macht es glücklich, wenn man Besitz loslässt? Leben Klänge länger als Menschen? Schuster stellt Fragen, die sich nicht beantworten lassen. Manchmal kippt Kulturkritik in Kitsch. Dann fallen Weisheiten wie aus dem Therapie-Sitzkreis: „Echte Liebe ist frei von Angst.“ Ach wirklich? (Christian Schröder)

5 Im Prinzip Familie

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Kinder rennen vorm Haus am See kreischend mit Wasserpistolen herum, drei Jungs kuscheln auf dem Sofa, ein anderer spielt Schach mit einem Erwachsenen. Eine glückliche Großfamilie? Sowas in der Art.

Wir sind mitten in einer Wohngruppe, der modernen Form eines Kinderheims. Im Zentrum stehen Niklas, 14, und Kelvin, 10. Für sie wurde von Amts wegen „Fremdunterbringung“ angeordnet, aus Gründen, die der Film klugerweise nicht vertieft.

Wir sind ganz bei den Kids und ihren drei Erziehern. Man erfährt, was es heißt, in der Frühschicht alleine für fünf Kinder Sorge zu tragen, die sich im Kleinbus zur Schule zoffen. Und am Telefon Kelvin zu trösten, der in der Klinik ans Bett fixiert wurde.

Spürbar wird das Zwischen-allen-Stühlen-Sitzen der Fachkräfte – der Kontakt zu den Eltern muss gehalten werden, auch wenn die Mutter alle Termine platzen lässt. Das Jugendamt hat Ansprüche, der Klassenlehrer auch ... Viel Herzblut wird investiert, und dann zieht Niklas nach fünf Jahren aus – und das nächste Kind ein.

Ein durchaus optimistisch stimmender Film, beeindruckend respektvoll. Der Co-Kritiker – jahrelange Arbeitserfahrung im Kinderheim – sagt: „Genau so ist es.“ (Antje Scherer)

Über die möglichen Folgen einer Jugend im Heim lesen Sie hier.

6 The Wedding Banquet

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Was für eine Schnapsidee: Die lesbische Angela (Kelly Marie Tran) soll den schwulen Min (Han Gi-Chan, links) heiraten, damit der Südkoreaner eine Green Card bekommt.

Im Gegenzug bezahlt der reiche Konzernerbe die In-vitro-Fertilisation von Angelas Partnerin Lee (Lily Gladstone). Und das alles nur, weil Mins Langzeit-Freund Chris (Bowen Yang, rechts), die Verantwortung einer Ehe scheut.

Um das Komödien-Chaos perfekt zu machen, reist auch noch Mins Großmutter aus der Heimat an, um die Braut auf mögliche Erbschleicherei-Absichten abzuchecken.

Andrew Ahns Rom-Com „Hochzeitsbankett“ basiert auf dem gleichnamigen Film von Ang Lee aus dem Jahr 1993. Allerdings steht in seiner sehr freien Adaption statt einem chinesisch-amerikanischen Schwulen-Paar in New York nun eine ganze chinesisch-koreanisch-indigene Wahlfamilie aus der Queer-Community von Seattle im Zentrum.

Ihr mit netten Zitaten aus dem Original gespicktes Gefühls- und Hochzeitskuddelmuddel ist kurzweilig anzuschauen – und über eine zentrale Drama-Unwahrscheinlichkeit lacht man wie einst am besten einfach hinweg. (Nadine Lange)

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