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Kirill Serebrennikov zeigt „Nurejew“ : Das Staatsballett Berlin stellt seine Pläne für die neue Spielzeit vor
Drei Premieren auf den großen Opernbühnen sowie erstmals ein Kinder- und Jugendballett: Der Intendant Christian Spuck hat seine Pläne für die Spielzeit 2025/26 präsentiert.
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Christian Spuck, der Intendant des Berliner Staatsballetts, schwimmt auf einer Erfolgswelle Die Berliner stürmen in die Vorstellungen der Ballettcompagnie, im vergangenen Jahr lag die Auslastung bei 95,3 Prozent.
Als Spuck in der Deutschen Oper nun seine Pläne für die Saison 2025/26 vorstellte, sprach er dennoch von „stürmischen Zeiten“ für die Kulturinstitutionen. Das hindert ihn aber nicht daran, groß zu denken. Er sei „mächtig stolz“ auf die nächste Spielzeit, denn es habe drei Jahre gedauert, sie vorzubereiten. Das klang kein bisschen großspurig; vielmehr merkte man ihm die Erleichterung darüber an, ein so ambitioniertes Programm stemmen zu können: In seiner dritten Spielzeit präsentiert Spuck drei Premieren auf den großen Opernbühnen sowie erstmals ein Kinder- und Jugendballett und einen Abend für junge Choreografen.
Die erste „Nurejew“ -Produktion außerhalb Russlands
Marcos Morau wird erstmals eine abendfüllende Kreation für die Kompanie kreieren. In „Wunderkammer“ (31. Oktober 2025 in der Komischen Oper Berlin / Schillertheater) beschäftigt sich der spanische Choreograf mit Kuriositätenkabinetten.
Christian Spuck ist zudem ein Coup gelungen, das deutete schon die Anwesenheit des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov an, der im Exil in Berlin lebt. Für das Staatsballett werden Serebrennikov und der Choreograf Yuri Possokhov die Produktion „Nurejew“ erstmals außerhalb Russlands erarbeiten (21. März 2026, Deutsche Oper Berlin). Das Skandalstück über das Leben der Ballettikone Rudolf Nurejew wurde 2017 nach der Generalprobe am Bolschoi Theater abgesetzt, kam aber doch noch heraus und wurde ein großer Publikumserfolg. 2023 wurde es wegen des Verbots von Propaganda „nicht traditioneller Werte“ vom Spielplan genommen.
Als Spuck 2020 am Bolschoi arbeitete, hatte er die Möglichkeit, die Aufführung zu sehen. Schon damals sei in ihm der Plan gereift, das kontroverse Werk nach Berlin zu holen. „Eine verrückte Idee“, so Serebrennikov, aber für ihn sei es ein besonderer Moment, das Stück in Berlin neu zum Leben zu erwecken. Die technisch sehr aufwändige Produktion sei ein Test für jedes Theater. Damals sei sie auch ein Test für Demokratie gewesen: der zweite Versuch von Nurejew, in sein Vaterland zurückzukehren. „Und er wurde erneut verstoßen als Rebell und Flüchtling.“
Großzügige Erbschaft für das Staatsballett
Christian Spuck wird auch eine neue Choreografie für das Staatsballett kreieren. In „Fearful Symmetries“ (30. Mai 2026, Staatsoper Unter den Linden) will er die rhythmische Intensität und Energie von John Adams‘ gleichnamiger Komposition visuell erlebbar machen und zugleich die Ambivalenzen von Macht hinterfragen. Kombiniert wird das Ballett mit George Balanchines Meisterwerk „Symphony in C“ zu Georges Bizets Sinfonie.
Angesprochen auf die Sparbeschlüsse konnte die Geschäftsführerin Jenny Mahr noch keine konkreten Zahlen nennen. „Was ich sagen kann, ist, dass es auch bei uns, wie bei allen anderen, empfindliche Kürzungen geben wird.“
Dass das Staatsballett es dennoch schafft, drei Premieren zu realisieren, erklärt sie so: „Das liegt an dem Erfolg, den wir haben. Am Glück, das wir haben. Und das wird auch an höheren Ticketpreisen für manche Vorstellungen liegen“. Zudem konnte sie von einem „Theaterwunder“ berichten. Das Staatsballett habe eine Erbschaft in Höhe von knapp einer halben Million Euro bekommen. Ohne dieses Geld sei eine so monumentale Produktion wie „Nurejew“ nicht zu realisieren.
Christian Spuck bedankte sich zum Schluss bei allen Tänzern und Mitarbeitern für ihren leidenschaftlichen Einsatz. Und erlaubte sich noch einen kleinen Seitenhieb auf die Politik: „Wenn wir so planen würden, würden wir Ärger bekommen.“
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