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Die Kinderbuchautorin Kirsten Boie.

© dpa

Gegen den Rechtsruck: Kirsten Boie lehnt Sprachpreis des VDS ab

Wegen rechtspopulistischer Äußerungen des VDS-Vorsitzenden Walter Krämer: Die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie lehnt Sprachpreis ab.

Seit fünfzehn Jahren vergibt der Hamburger Landesverband des „Vereins Deutscher Sprache“ (VDS) einen Preis in Form eines gläsernen Schwans mit silbernen Verzierungen, den sogenannten Elbschwanenorden. Er geht an Personen und Vereine aus Hamburg und Umgebung, „die sich um die Pflege und Förderung der deutschen Sprache besonders verdient gemacht haben“, wie es auf der Website des VDS heißt.

Zuletzt erhielten ihn der Verein LeseLeo oder der Schlagertexter Michael Kuntze, andere Preisträger sind Hellmuth Karasek und Arno Surminski. An diesem Mittwoch sollte erstmals eine Frau den Elbschwanenorden bekommen, die Kinder- und Jugendbuchautorin Kirsten Boie, die mit ihren Büchern über den „Kleinen Ritter Trenk“, den „Seeräubermoses“ oder den „Juli“- und „Möwenweg“–Reihen zu den prominentesten und erfolgreichsten des Landes gehört.

Boie zitiert Krämers Gerede von den "Lügenmedien"

Doch Kirsten Boie hat den Preis jetzt abgelehnt, und zwar wegen der rechtspopulistischen Äußerungen des VDS-Bundesvorsitzenden Walter Krämer. In einem der Deutschen Presseagentur vorliegenden Absagebrief an den Verein zitiert die Schriftstellerin Krämers Gerede von den „Lügenmedien“, vom „aktuellen Meinungsterror unserer weitgehend linksgestrickten Lügenpresse“, von der „Überfremdung der deutschen Sprache“, vom „Genderwahn“.

Und Boie schreibt auch: „Aber mehr noch als die verkürzte und realitätsfremde Vorstellung von Sprache, die sich in vielen Äußerungen zeigt, erschreckt mich, wie genau sie sich ausgerechnet in einer Zeit, in der wir mit Sorge einen Rechtsruck in Teilen der Bevölkerung beobachten müssen, in deren Argumentationsgänge einfügt".

Der Verein Deutscher Sprache unter ihrem Vorsitzenden Walter Krämer hat es sich inzwischen zu seiner vordringlichsten Aufgabe gemacht, gegen „Genderideologen“, den „Genderwahn“ oder die „Genderpest“ zu kämpfen.

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Im März des vergangenen Jahres initiierte Krämer zusammen mit der Schriftstellerin Monika Maron, dem Journalisten und Sprachkritiker Wolf Schneider sowie dem früheren Lehrerverbandspräsidenten Josef Kraus einen „Aufruf zum Widerstand“ unter der Überschrift „Schluss mit dem Gender-Unfug“, dem sich traurigerweise einige bekannte Autoren und Autorinnen anschlossen, darunter Rüdiger Safranski, Angelika Klüssendorf, Judith Hermann, Günter Kunert, Katja Lange-Müller oder Sibylle Lewitscharoff.

Zuletzt hatte Walter Krämer einen Brief an die Rundfunkräte von ARD, ZDF und Deutschlandradio geschrieben und sich über den gesprochenen, seiner Meinung nach „rechtschreibwidrigen“ Gender-Stern beschwert.

Dieser Brief entbehrt nicht mancher Komik. Krämer spricht darin unter anderem davon, dass der „Knacklaut“ oft kaum wahrnehmbar und nur die „unstrittig feminine Form hörbar“ sei, mithin also Männer gar diskriminiert würden: „Motivierte Personenbezeichnungen (solche auf -innen) hingegen bezeichnen ausschließlich weibliche Personen, sie schließen männliche Personen aus.“

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