
© Foto: Sorvillo/Gudagnini
Klassik-Nachwuchs in Berlin: Filmreife Auftritte
Finnegan Downie Dear, Pascal Deubner und Gigori Gigashvili geben ihr „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“ in der Berliner Philharmonie.
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Filmmusik haben alle drei Komponisten des Abends geschrieben: John Williams verdient sein Geld damit und veröffentlich ab und an auch noch sinfonische Werke. Bei den anderen beiden - Erich Wolfgang Korngold und Sergej Prokofjew - war es umgekehrt.
Der britische Dirigent Finnegan Downie Dear hat ein exquisites Programm zusammengestellt für sein „Debüt im Deutschlandfunk Kultur“. Bei der verdienstvollen Konzertreihe, die junge Künstler präsentiert, steht auch in der 64. Saison das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin den Newcomern engagiert zur Seite.
Downie Dear erweist sich als Klanggenießer, der vor allem den Streichern intensivste Aufmerksamkeit schenkt. Mit „Thema und Variationen“ stellt er eine Trouvaille vor, Korngolds letztes veröffentlichtes Werk, 1953 entstanden, in dem der Meister des spätromantischen Emotionsüberschwangs lächelnd auf seine Karriere zurückblickt. Heiter ist die Stimmung, seidig, nicht seifig der Sound, souverän dekliniert Korngold verschiedene Möglichkeiten durch, eine verführerische Melodie in unterschiedliche Lichtstimmungen zu tauchen.
Um Klangschönheit geht es dem britischen Maestro auch in Prokofjews „Märchen von der steinernen Blume“. Aus der Ballettmusik hat er eine Suite zusammengestellt, deren Interpretation er sich schwelgerisch wünscht, im matt schimmernden Metallglanz, der so typisch für den russischen Komponisten ist. Vor dem inneren Auge gleiten Tänzerinnen mit weiten, schwingenden Röcken über eine märchenhaft ausgestattete Bühne.
Um wieviel zukunftsoptimistischer, kraftvoll-zupackender ist da Prokofjews 3. Klavierkonzert, 1921 geschrieben, also 37 Jahre früher als die „Steinerne Blume“. Der gerade 22-jährige Pianist Giorgi Gigashvili hat die nötige Energie dafür im Körper: Virtuos fetzt er über die Tastatur, hämmert beherzt Maschinenklänge in den Flügel, brillant befeuert vom Orchester. Auf den begeisterungsstürmischen Applaus antwortet er mit einem ganz zarten, leisen Lied - das er dem ukrainischen Volk widmet.
Auch von Pascal Deubner erklatscht sich das Philharmonie-Publikum am Mittwoch eine Zugabe. Das etwas geschwätzige Hornkonzert von John Williams hat der 1992 geborene Schweizer durch die Eleganz seiner Intonation geadelt, über vier Sätze mit nobler Geschmeidigkeit seinen Solistenmonolog ausgesungen. Jetzt aber legt er richtig los, lässig-jazzig, mit dem „Happy Blues“ von Szolt Nagy, bei dem er sich – filmreif - selbst begleitet, das Horn zur kompletten Marching Band werden lässt, wechselweise nach Klarinette klingt, nach Trompete und gar einer Tuba.
Der Radiosender Deutschlandfunk Kultur strahlt einen Mitschnitt des Konzerts am 16. Oktober ab 20 Uhr aus.
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