
© IMAGO/Dirk Sattler
Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 28): Countdown an der Komischen Oper
Am 10. Juni wird das Stammhaus der Komischen Oper für die dringend nötige Sanierung dichtgemacht. Das Musiktheater bekommt einen tollen Anbau - und das gruslige DDR-Ambiente in den Foyers zurück.
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Vier Vorstellungen noch, dann fällt in der Komischen Oper der Vorhang. Für mindestens sechs Jahre muss das Ensemble sein sanierungsbedürftiges Stammhaus in Mitte verlassen. „Hamlet“, „Xerxes“, „La Cage aux Folles“, „Saul“, so geht der Countdown, zweimal Händel, einmal Französisches, einmal Musical. Und für alle, die sich gar nicht trennen mögen, gibt es nach dem letzten Schlussapplaus eine Abschiedsparty in den Foyers.
Danach richtet sich der Blick westwärts: Im Schillertheater wird die Komische Oper ihr Interimsquartier beziehen, von Charlottenburg aus sind aber auch Abstecher in die ganze Stadt geplant. Gleich im September gibt es Henzes „Floß der Medusa“ in einem Hangar des Flughafen Tempelhof.
Der Saal bleibt so, wie er ist
Viel besser als damals bei der Staatsoper soll die Sanierung laufen, besonders freue ich mich darauf, dass es an der Glinkastraße einen Anbau geben wird, der den Künstler:innen bessere Arbeitsbedingungen verschafft. Und uns Zuschauern gleich zwei Möglichkeiten bieten wird, den Opernbesuch mit gastronomischen Genüssen zu verbinden. In der Künstlerkantine, die öffentlich zugänglich sein wird, sowie in einem Dachrestaurant mit Unter-den-Linden-Panoramablick.
Das Herzstück der Komischen Oper, der historische Zuschauerraum von 1898, soll übrigens so bleiben, wie die Stammgäste des Hauses ihn kennen. Das Neorokoko-Ambiente des Saals wird lediglich einer gründlichen Reinigung bis in den hinterletzten Stuckwinkel unterzogen.
Aus dogmatischen Gründen zerstört werden muss dagegen die elegante Ausstattung der Foyers. Weil die Denkmalpfleger lediglich die Zeitschichten des Historismus und der DDR bewahren wollen, sind die Spiegelwände des Architekten Stephan Braunfels ihnen ein Dorn im Auge. Denn sie stammen von 2005.
Also auf den Müll damit, beschloss das Landesdenkmalamt. Dabei verbringt jeder, den ich kenne, seine Pausen gerne in dem bezaubernden Braunfels-Ambiente. Stattdessen soll nun die Originalausstattung von 1966 wiederhergestellt werden. Wer sich noch an die erinnert, weiß: Hier herrschte real existierende Tristesse. Die bekommen wir jetzt also wieder. Vielen Dank auch.
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