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Elvis (Michael Shannon) und Nixon (Kevin Spacey)

© epd

Im Kino: "Elvis & Nixon": Königliche Hohlheit

Wahre Rock-’n’-Roll-Komödie: In „Elvis & Nixon“ will Elvis die Welt retten und verbündet sich dafür mit dem damaligen US-Präsidenten. Klingt absurd, beruht aber auf wahren Begebenheiten.

Treffen sich drei Elvis-Imitatoren im Wartebereich eines Flughafens. Zwei von ihnen könnten sofort in Las Vegas auftreten, sie tragen paillettenbesetzte Prachtkostüme mit hohem Draculakragen und wandtellergroßer Gürtelschnalle. Ihr Kollege begnügt sich mit einem leicht bestatterhaft wirkenden schwarzen Anzug, die Augen sind hinter einer Sonnenbrille verborgen. „Nicht schlecht“, sagen die beiden Las-Vegas-Entertainer. „Aber Elvis würde nie so rumlaufen.“ Dann lachen sie lauthals los. Die Pointe: Bei dem Mann im Totengräberanzug handelt es sich um den echten Elvis.

Elvis Presley ist in Liza Johnsons Rock-’n’-Roll-Satire „Elvis & Nixon“ in einer Geheimmission unterwegs. Er will Amerika retten, dafür besteigt er sogar zum ersten Mal in seinem Leben eine Linienmaschine. Das Land steht unmittelbar vor dem Untergang, das hat er in seiner Villa Graceland in Memphis gesehen, wo drei Fernseher übereinandermontiert sind. Demonstrierende Black-Panther Aktivisten, verzückte Hippies, Kriegsdienstverweigerer, die ihre Einberufungsbescheide verbrennen. Es droht der Kommunismus. Die Nachrichten erträgt Elvis nur so lange, bis er mit seiner Pistole auf die Bildschirme schießt.

Elvis als offizieller Drogen-Sheriff

Die eigentliche Komödie beginnt, als der Sänger unangemeldet vor dem Weißen Haus in Washington aufkreuzt und Präsident Richard Nixon zu sprechen wünscht. Es ist ein Machtspiel, Nixon mag der mächtigste Politiker sein, aber Elvis ist der König. Als der Wachmann den Superstar abweist, schreibt er einen Brief, in dem er darum bittet, „als offizieller Drogen-Sheriff eingesetzt zu werden“, und dem „lieben Mister Präsident“ in kindlich krakeliger Handschrift versichert: „Ich glaube, Sir, Sie zählen zu den zehn herausragenden Männern Amerikas.“ Die Pointe: Elvis, der am Ende tatsächlich eine Dienstmarke als „Bundesdrogenfahnder“ des „Büros für Narkotika und Drogen“ erhält, ist selber drogenabhängig.

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In „Elvis & Nixon“ treffen zwei mindestens bizarre, wenn nicht hochgradig gestörte Persönlichkeiten aufeinander. Man müsste sie für Karikaturen halten, aber das alles ist genau so oder zumindest fast so im Dezember 1970 passiert. Michael Shannon spielt Elvis als einen Giganten im Niedergang, der zwar noch mühelos ein paar Stewardessen aufreißen oder die Damen der Drogenbehörde zum Kreischen bringen kann, aber von seinem alten Leben erkennbar gelangweilt ist. Und Kevin Spacey variiert als Nixon noch einmal die Dämonenhaftigkeit seines Präsidenten Frank Underwood aus der Serie „House of Cards“, nur dass die Durchtriebenheit hier eher bemitleidenswert wirkt.

Nixon will „diesen Rock-’n’-Roller“ zunächst nicht empfangen, auch weil er dafür aufs obligatorische Mittagsnickerchen verzichten müsste. Doch seine Tochter wünscht sich ein Autogramm, also knickt der Präsident ein. Nixon hat erst ab 1971 die Gespräche im Oval Office mitschneiden lassen. Worüber er mit Elvis geredet haben mag? Über Schusswaffen, Karate und Hippiekommunen, vermuten die Filmemacher. Nach anderthalb Stunden Audienz sind der Popstar und der Paranoiker beste Freunde. Und Amerika ist gerettet. Fast.

Cinemaxx, Intimes; OV im Cinestar, SonyCenter: OmU: Babylon Mitte, Il Kino, Kulturbrauerei

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