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Konzertkritik: Weltraum-Trip

George Clinton gibt mit Parliament und Funkadelic im Berliner Astra ein tolles, kurzweiliges Konzert. Dass der P-Funk-Meister nicht mehr richtig singen kann, stört kaum: Rund ein Dutzend Musiker und Kostümierter spielen ein konzentriertes Best-of-Set der beiden Kultbands aus Detroit

Kurz nach dem Abheben ist das Raumschiff erstmal auf Schlingerkurs. Die Besatzung scheint noch nicht ganz wach zu sein und probiert ein bisschen an den Instrumenten herum. Doch dann zündet Greg Thomas auf seinem Alt-Saxofon den Warp-Antrieb, der das Schiff in eine Jazz-Galaxie schießt. Wow, da geht was!Zum Finale von "Cosmic Slop" kommt dann nach einer halben Stunde endlich auch der Commander auf die Brücke: George Clinton, Mastermind der Gruppen Parliament und Funkadelic, König des P-Funk und Chef der Mothership Connection. Er trägt einen zeltartigen Patchwork-Umhang, zahlreiche Ketten, Hut und Vollbart. Mit ausgebreiteten Armen nimmt er die Huldigungen im gut gefüllten Berliner Astra entgegen. Da seine Stimme nicht mehr recht zum Singen taugt, beschränkt sich der wahrscheinlich 71-Jährige darauf, seine Musiker zu dirigieren, anzufeuern und grinsend umherzutapsen. Dennoch hat er eindeutig das Sagen und ist stets auf der Höhe des Geschehens. Manchmal gesellt Clinton sich auch zur Riege der Background-Sänger oder krächzt ein paar Zeilen im Vordergrund.Rund ein Dutzend Musiker, die zum größten Teil nichts mit den alten Line- Ups der Detroiter Kultbands zu tun haben, spielen nach der kurzen Aufwärmphase konzentriert und druckvoll auf. Der stark vom Bass geprägte Sound ist ausgezeichnet, die 160 Konzertminuten werden äußerst kurzweilig. Dazu tragen auch einige bunt kostümierte Stimmungsmacher bei, die auf der vollgestopften Bühne Schabernack treiben. Sie sind wohl als Hommage an die Siebziger gedacht, als Clinton & Co. mit riesigen Plateaustiefeln und verrückten Space-Outfits zu ihren Konzerttrips abhoben.Die auf einigen Positionen wechselnde Band spielt ein Best-of-Programm der Songs von Parliament und Funkadelic: "(Not Just) Knee Deep", "Give Up The Funk (Tear The Roof Off The Sucker)", "Atomic Dog". Und schließlich "Maggot Brain", der große Auftritt für Gitarrist Michael Hampton, der 1974 als Nachfolger von Eddie Hazel zu Funkadelic kam. Dessen legendäres Zehnminuten-Solo spielt Hampton souverän nach, wobei der hyperaktive, junge Schlagzeuger ihm die Arbeit etwas erschwert. George Clinton wirft sich derweil backstage in ein gelbes T-Shirt mit Tiger-Aufdruck und eine rote Zirkusdirektoren-Jacke. Wie ein lustiger Dompteur leitet er durch das Programm, in dem sogar die mittelmäßige Rap-Einlage seines Enkelsohns noch sympathisch rüberkommt.

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