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Die Initiative QuerKlang bringt Schülerinnen und Schülern experimentell das Komponieren bei.

© Kerstin Wiehe, QuerKlang

Kulturelle Bildung in Berlin: Viel mehr als nur ein „Nice-to-Have“

Kulturelle Bildungsprogramme sind in einer Welt, die kreative Problemlöserinnen und empathische Gestalter dringend braucht, unverzichtbar – und trotzdem chronisch unterfinanziert. Was wir dagegen tun können.

Ein Gastbeitrag von Kerstin Wiehe

Stand:

Kulturelle Bildungsprogramme sind Räume der Entfaltung in einer oft starren, leistungsorientierten Schulstruktur. Sie bieten dringend benötigte Freiräume – für Persönlichkeitsentwicklung, Teamgeist und den Mut, neue Wege zu gehen. Gerade in einer Welt, die kreative Problemlöserinnen und empathische Gestalter dringend braucht, ist Kulturelle Bildung unverzichtbar.

Kulturelle Bildung ermöglicht es, gemeinsam künstlerische Werke zu erschaffen, Kreativität durch ästhetische Erfahrungen zu erleben und sich als Teil einer Gemeinschaft wahrnehmen. Kulturelle Bildung  macht junge Menschen stark, mutig und verantwortungsvoll.

Unsere Arbeit gibt Kindern und Jugendlichen eine Stimme, lässt sie ihre Talente entdecken und schafft echte Teilhabe, besonders für jene, die sonst oft übersehen werden. Durch Kunst und Kultur lernen sie, Vielfalt zu schätzen, Perspektiven zu wechseln und demokratische Werte wie Toleranz und Mitgefühl zu leben.

Was auf dem Spiel steht

Doch diese Chancen sind in Gefahr. Programme wie QuerKlang, bei dem Schülerinnen und Schüler experimentell an die Kunst des Komponierens heranführt werden, kämpfen immer wieder gegen Kürzungen. Über 22 Jahre hinweg wurde hier ein einzigartiges Netzwerk geschaffen haben – mit Schulen, der UdK Berlin, engagierten Lehrkräften, Studierenden und Künstlerinnen.

Diese Entscheidungen betreffen vor allem jene Kinder und Jugendlichen, die am wenigsten Chancen haben und am meisten von solchen Angeboten profitieren. Ohne kulturelle Bildungsprogramme fehlen entscheidende Bausteine, um soziale Gerechtigkeit zu fördern, Talente zu entfalten und Persönlichkeiten zu stärken.

Kulturelle Bildungsinitiativen, wie sie unter anderem von der Initiative Kulturelle Bildung stärken (InKuBi) vertreten werden, leisten unersetzliche Arbeit. Sie bringen Kindern und Jugendlichen aus allen sozialen Schichten Kunst und Kultur näher. Sie schaffen gemeinsame Erlebnisse, die über reine Wissensvermittlung hinausgehen: Gemeinschaftssinn, Diversität, Inklusion und Selbstwirksamkeit. Doch ohne sichere Strukturen und ausreichende Finanzierung können diese Programme nicht überleben.

Was wir jetzt tun müssen

Damit kulturelle Bildung in ihrer vollen Kraft wirken kann, brauchen wir keine kurzfristige Lösungen, sondern langfristige Finanzierungen: Programme der Kulturellen Bildung benötigen Fördermodelle, die ihrer Bedeutung gerecht werden – keine unsicheren Jahresförderungen. Auch muss Kulturelle Bildung in Lehr- und Ausbildungsplänen fest verankert sein, nicht als Option, sondern als fester Bestandteil. Und: Die Künstler:innen und Kulturschaffenden, die diese Programme ermöglichen, verdienen Anerkennung – und faire Honorare.

Der Berliner Runde Tisch Kulturelle Bildung, den wir 2024 ins Leben gerufen haben, soll den Dialog zwischen allen Beteiligten stärken. Denn nur gemeinsam können wir Kulturelle Bildung sichern und weiterentwickeln – für die Kinder und Jugendlichen von heute und die Gesellschaft von morgen.

Kulturelle Bildung ist kein Bonus, sondern eine Notwendigkeit. Sie bereichert nicht nur einzelne Leben, sondern stärkt unsere Gesellschaft als Ganzes. Kürzungen in diesem Bereich wären ein Fehler, der uns allen langfristig schaden würde. Denn jede Investition in kulturelle Bildung ist eine Investition in eine kreative, gerechte und lebendige Zukunft.

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