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Kunst-Provokateur: Preis der Nationalgalerie geht an Maurizio Cattelan
Seine festgeklebte Banane wurde für Millionen versteigert. Der italienische Künstler wird in Berlin geehrt. Eines seiner Kunstwerke wurde gar zum Kriminalfall.
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Der italienische Künstler Maurizio Cattelan erhält den Preis der Nationalgalerie in Berlin. Mit ihm werde einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart geehrt, teilten die Veranstalter mit. Cattelan bekomme nun erstmals eine Einzelausstellung in Deutschland, sie soll im September 2026 in der Neuen Nationalgalerie öffnen.
Seine Werke seien „geprägt von scharfem Humor, bitterem Ernst und einer tiefgehenden Reflexion gesellschaftlicher Strukturen“, hieß es. Er nutze das Potenzial des Schocks, der Irritation und der moralischen Ambivalenz, um zentrale Fragen unserer Zeit aufzuwerfen.
Cattelan ist für seine skurrilen Skulpturen bekannt. Im vergangenen Jahr wurde eine von ihm mit Klebeband an der Wand befestigte Banane in New York für 6,2 Millionen Dollar versteigert. Ein anderes Werk („La Nona Ora“) zeigt eine Figur von Papst Johannes Paul II., der von einem Meteoriten getroffen wird.

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Goldene Toilette in England gestohlen
Cattelan schuf auch eine goldene Toilette mit dem Titel „America“. Ein Exemplar war im englischen Blenheim Palace ausgestellt, dem Geburtsort des früheren britischen Premiers Winston Churchill. Die Kunstinstallation aus 18-karätigem Gold war im September 2019 gestohlen worden. Ein weiteres Exemplar soll im November im Auktionshaus Sotheby’s in New York versteigert werden.

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„Cattelans Werk ist geprägt von Themen wie Macht, Religion, Tod, Humor und Erinnerung – Fragestellungen, die in Berlin mit seiner komplexen Geschichte besonders präsent sind“, hieß es in der Mitteilung. Seine ikonischen Gesten hinterfragten etwa die Rituale des Gedenkens. Auch seine ironische Infragestellung von Autorität und Wahrheit gewinne heute neue Aktualität.
Maurizzio Cattelan gehört im Jahr 2006 zu dem Kuratoren-Trio, das die legendäre Berlin Biennale „Von Mäusen und Menschen“, die in verschiedenen Räumen entlang der Auguststraße und im Vorfeld bereits in Zusammenarbeit mit Berliner Projekträumen und freien Kuratorinnen stattfand. Ein Fanal gegen das Prinzip Großausstellung.
Der Preis der Nationalgalerie wurde in vorherigen Jahren an aufstrebende in Berlin tätige Künstlerinnen und Künstler vergeben, die die Gegenwartskunst prägen. 2024 ging er an die vier Künstler:innen Pan Daijing, Dan Lie, Hanne Lippard und James Richards.
2025 wurden Ausrichtung und Ort für den Preis der Nationalgalerie geändert, die zugehörige Ausstellung findet fortan in der Neuen Nationalgalerie statt und der Preis soll an Künstlerinnen und Künstler gehen, „die international Maßstäbe setzen und deren Werk in Berlin bislang noch nicht umfassend präsentiert wurde“.
Mit Cattelan wird ein Künstler geehrt, der keine Provokation scheut und mit seinen 65 Jahren als Vorbild und Inspiration für jüngere Generationen dient. (Tsp/dpa)
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