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KUNST Stücke: Lauter Dämonen

Vor wenigen Monaten hat die Galerie Knauber eröffnet - als Ort für exquisite Zeichner und Zeicherinnen

Träume sind von Wünschen ebenso wie von Ängsten gezeichnet, eine Mixtur aus Schönem und Dämonischem. In Gudrun Schäfers faszinierenden Buntstiftzeichnungen in der erst seit November bestehenden Galerie Knauber erscheint diese Zwischenwelt märchenhaft und spielerisch harmlos. Doch schon beim zweiten Blick stellt sich Irritation ein. Die durchgängig mit hoher handwerklicher Präzision ausgeführten Bilder (200–600 Euro) besitzen ein Geheimnis. Verschmitzt bis frech lachende Kinder in Fellkostümen, Betten mitten im Wald und ein schlummernder, viel zu großer Hund: Alles hier ist im Wortsinn „verrückt“. Die „Wagenlenkerin“ trägt seltsame Antennen oder Fühler auf dem Kopf und ist mit Bleistift als Negativ gezeichnet. Theatralische Mysterien in verwunschenen Landschaften, gepaart mit einem Schuss Ironie – oder ist es eine gewisse Art von Diabolik?

So betörende wie verstörende Bildgeschichten

Schäfer ist eine Meisterin des rätselhaften und hintergründigen Humors. Ein Kindergesicht im „Halbschlaf“ ist von feinem Pelz überzogen, die Augen sind geschlossen und scheinen dennoch den Betrachter zu fixieren. Es sind die zwei Punkte auf den gesenkten Augenlidern, die pupillengleich wirken, während ein Lächeln den Kindermund umspielt. Der zarte, rot-grüne Farbton des Gesichts leuchtet aus dem dunklen Fond, aus dem der Kopf fast plastisch herausragt. Gudrun Schäfer, Jahrgang 1957, hat als Bühnen- und Kostümbildnerin dann die Städelschule in Frankfurt besucht und lebt als freie Künstlerin seit 2007 in Berlin. Vielleicht ist ihre frühere Tätigkeit am Theater die Erklärung für ihren Hang zu den gleichwohl betörenden wie verstörenden Bildgeschichten. Eine kleine Serie zeigt unscharf Puppenköpfe und gibt Rätsel auf. In manchen Motiven sind Abgründe angedeutet, nicht aber konkret formuliert. Es sind eher assoziative Reflexe, die beim Betrachten von Schäfers künstlerischer „Verführung“ entstehen.

Galerie Knauber, Langenscheidtstraße 6; bis 2.4., Finissage: 31.3., 18-21 Uhr

Von Matthias Reichelt

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