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Der US-Musiker Kurt Vile.

© promo

Kurt Vile in Berlin: Die Melancholie der Westküste

Sonnendurchflutete, träumerische Slacker-Musik vom feinsten: Kurt Viles Konzert im Berliner Huxleys.

In den USA – und insbesondere in Kalifornien – gibt es seit einigen Jahren immer häufiger eigensinnige Außenseiter, deren Underground-Sound bei der Masse ankommt. Verschrobene Kalifornier wie Ty Segall, Mac DeMarco oder Ariel Pink, die sich nicht darum scheren, was gerade angesagt oder „in“ ist. Zu dieser Spezies gehört auch Kurt Vile, Mitgründer von The War On Drugs, der mit seiner Begleitband The Violators in Huxleys Neuer Welt sein neues Album „Bottle It In“ vorstellte.

Vile lebt zwar nicht in Kalifornien, sondern in Pennsylvania, aber sowohl seine Musik als auch sein Erscheinungsbild lassen unweigerlich auf Westküste schließen: schlaksige Figur, schulterlange Haare, Blue Jeans. Vile ist ein typischer Slacker – und die Reinkarnation seines großen Vorbilds Neil Young, der mit der Stimme von Beck singt und Gitarre spielt wie J Mascis von Dinosaur Jr.

„Sometimes when I get in my zone, you’d think I was stoned ...“, nölt er im schwelgerischen „Goldtone“ vor sich hin, dem finalen Stück seines stärksten Albums „Wakin On A Pretty Daze“, mit dem ihm 2013 der Durchbruch gelang. Warm und träumerisch rollen Vile die Akkorde von der Hand, der Sound ist sonnendurchflutet, aber stets von unterschwelliger Melancholie getragen.

Kurt Vile hat auch die Band War on Drugs mitbegründet

Vile knüpft mal dichte Gitarren-Teppiche, mal lässt er die Saiten seiner Elektrischen sehnsüchtig jubilieren, dann wieder erzählt er ganz allein an der Akustischen verschrobene Geschichten. „I don’t wanna change, but I don’t wanna stay the same“, singt er in dem Song „Peeping Tomboy“. In „Skinny Mini“ vom neuen Album wiederum verfällt er gar in minutenlangen Sprechgesang und zieht damit die Zuhörer in seinen Bann.

Auch wenn sich viele der Songs gegen Ende zu schon fast grungigen Schrammel-Orgien aufbäumen, bleibt der Grundton durchgehend entspannt und introvertiert. Vile spielt nicht kompliziert, die Songs sind simpel und „laid back“, dennoch klingen sie keine Sekunde belanglos. Großen Anteil daran hat Viles Stimme, die eine sanft zwingende Intimität erzeugt, sodass man nach und nach immer tiefer in die versponnene Gedanken- und Gefühlswelt des 38-jährigen Sängers und Songwriters eintaucht.

„Oh, wir können es etwas langsamer machen“, sagt Vile einmal, als er einen Song versehentlich in zu schnellem Tempo beginnt. Besser lässt es sich kaum zusammenfassen. Erik Wenk

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