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Kultur: Kuschelbären

Gibt es das Genre der Ulk-Literatur? Alk-Literatur jedenfalls gibt es, auch wenn sie als Kunstgattung nicht hoch im Kurs steht.

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Gibt es das Genre der Ulk-Literatur? Alk-Literatur jedenfalls gibt es, auch wenn sie als Kunstgattung nicht hoch im Kurs steht. Wer will schon lesen, was einer mit besoffenem Kopf zu Papier gebracht hat. Ulk-Literatur ist zwar genauso unverständlich. Doch sie hat, wovon die Alk-Literatur zu wenig hat, zu viel: Zuversicht (um jetzt nicht das blöde Wort Ironie zu gebrauchen). Funny van Dannen legt mit seinem siebten Erzählungsband „Zurück ins Paradies“ etwas vor, das Ulk-Literatur sein könnte. Ein heiliger Unernst durchzieht die Funny-Welt fiktiver Gespräche, die ihren Titel diesmal einer Geschichte verdankt, in der Adam und Eva nach langer Zeit mal wieder Gott besuchen. Sie finden es auch wirklich schön im Paradies. Aber bleiben wollen sie nicht. Wegen der Kinder. Entweder alle oder keiner, sagt Adam, da müsse Gott sich schon entscheiden. „Ich muss gar nichts“, erwidert dieser.

Van Dannen ist als Liedermacher bekannt geworden. Lieber wäre ihm das als Maler gelungen. Und vielleicht hofft er auch noch drauf. Jedenfalls war es nicht sein Lebenstraum, immer nur Lieder zu schreiben und vorzusingen, nur weil er das besonders gut kann. Schon wegen der wörtlichen Rede ist der Song ungeeignet, van Dannens literarisches Talent zu befriedigen. Denn in Songs kann man Menschen nicht einfach mal so reden lassen, wie sie es tun, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Obwohl: Wer Funny van Dannens Lieder kennt, weiß, dass er schon ziemlich nahe dran ist.

Viele seiner 61 Kurzgeschichten haben die Form absurder sozialer Parabeln. Sie schildern, warum es meistens Streit gibt zwischen Wesen mit unterschiedlichem Temperament, der dann doch nicht so schlimm ist. Dass er dabei statt Menschen oft Tiere auftreten lässt, ist ein Kunstgriff, der die amüsanten Alltagsfantasien der Wirklichkeit weiter entrückt, als nötig wäre. Heraus kommen: Märchen für Zyniker. Eine Geschichte, die mit dem Satz beginnt, „Als die Hühner noch Achselhaare hatten ...“, liest man nur weiter, um festzustellen, ob der Autor weiß, was er tut.

Es gibt nichts, was zu abwegig wäre, um nicht zu passieren. Da wird ein Pandabär zum Sexsklaven einer Frau, die nur Kuscheln will, aber hinterhältig genug ist, ihn zu vergiften und auszustopfen. Das ist amüsant und vermutlich klüger, als man ahnt, doch unbefriedigend ist es auch. Sogar Charme nervt, wenn es sowieso um nichts geht.

Funny van Dannen : Zurück ins Paradies. Antje Kunstmann Verlag, München 2007. 174 Seiten, 14,90 €.

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