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Kultur: Lies mich bitte nicht

Eine Berliner Ausstellung präsentiert Buchkunst.

Bücher sind zum Blättern da. Trotzdem hat sich Erik Steinbrecher entschieden, seine Künstlerbücher wie Ausstellungsstücke in Schaukästen zu präsentieren. Sie füllen neben kleinen Objekten fast dreißig Vitrinen seiner Ausstellung „Über Alles“ in der Kunstbibliothek am Kulturforum. Jeder Kasten ist einer Station seines Schaffens gewidmet, bei dem es sich häufig um Banales dreht. Da gibt es Bände mit enzyklopädisch angelegten Bilderserien, für die der Schweizer Künstler etwa Menschen fotografierte, die in der Öffentlichkeit, auf Bänken, Plätzen und Parks schlafen.

Ein anderer Band enthält Schwarz- Weiß-Aufnahmen von Erdhügeln, Schutthaufen und Gruben an Baustellen. Das Bild des aufrechten Matterhorns auf einer Postkarte hat der 1963 in Basel geborene und in Berlin lebende Gestalter gemäß der Erdkrümmung korrigiert. Verschimmelte Pomeranzen liegen neben wie schimmlig angemalten Pomeranzen. Nur leider erschließt sich das sprudelnde, absurde Werk dieses bibliophilen Querdenkers nicht.

Nicht nur, dass man kein Buch in die Hand nehmen kann, es gibt auch keine Hinweise, die erklären, in welchem Zusammenhang die teilweise recht hermetischen Arbeiten entstanden sind. Viele Objekte sind in den Vitrinen so platziert, dass man sich als durchschnittsgroßer Mensch auf die Zehenspitzen stellen muss, um sie gut sehen zu können. All das ist strenges Konzept – aber auch eine demonstrative Verweigerungshaltung. Anna Pataczek

Kunstbibliothek, Matthäikirchplatz, bis 17. 2., Di–Fr 10-18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr.

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