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Der junge Witwer David (Romain Duris) in François Ozons "Eine neue Freundin".

© Mandarin Cinema/Mars Film/dpa

Crossdresser-Drama „Eine neue Freundin“: Mama ist jetzt ein Mann

In François Ozons neuem Film "Eine neue Freundin" wird ein junger Witwer, allein mit einem Baby, zur Frau. Ein irritierendes Spiel mit den Geschlechterrollen.

Es ist eine schöne junge Frau, die da im offenen Sarg liegt. Die Kamera tastet gleichsam ihren Körper ab, fast ungebührlich lange; es ist wie eine Liebeserklärung an eine Tote. Ein typisch Ozon’scher Anfang, ein Bild wie mit Falltür. Dann hält die beste Mädchen-Freundin der Verstorbenen die Trauerrede. Sie verspricht, immer für Lauras kleine Tochter und deren Vater da zu sein.

Beim Joggen also klingelt Claire (Anais Demoustier) an Witwer Davids klotziger Villa. Und findet ihn in Frauenkleidern vor, mit dem Baby auf dem Arm. Alle Schicksalsschläge im Leben einer Frau, hat ein Frauenskeptiker gesagt, münden in eine einzige Frage: Was soll ich anziehen?

Je länger man diesem Film, "Eine neue Freundin", zuschaut, desto mehr frauenkritische Sprüche durchziehen das Hirn. Nietzsche etwa: „Alles am Weibe ist ein Rätsel. Und alles am Weibe hat eine Lösung. Sie heißt Schwangerschaft.“ Meint: Das ewige Kokettieren und Schäkern und Sich-Betrachten der Frauen, ihre Lust an einem Leben als Kleiderständer, ihr uneigentliches Sein lassen sich nur dadurch erklären, dass sie unbewusste Agentinnen eines biologischen Zwecks sind. Aber wessen Agent ist Witwer David?

Was Frauen eben so machen

Natürlich stimmt hier nichts. Gewöhnlich ist das das Großartige an François Ozons Filmen. Der junge Witwer, allein mit einem Baby, verbringt seine Tage vor dem Spiegel? Und hält sein Kind auf dem Arm wie eine Puppe? Meist beendet ein Kind die narzisstische Phase im Leben einer Frau, bei David scheint sie jetzt erst zu beginnen.

Sigmund Freud meinte, Frauen schafften es nie über die narzisstische Phase hinaus. Auch Claire ist erst befremdet. Aber bald begleitet sie David (Romain Duris) immer öfter. Wohin? Was Frauen eben so machen: shoppen gehen. Wo aber bleibt dann das Baby? Niemand scheint es zu vermissen.

Ja, wenn das alles eine Farce wäre! Schon die Häuser deuten auf ein offen absurdes Interieur. Irritierend ist nur: Ozon meint es ernst. Manche vermuten nun, der Film sei Ozons Beitrag zum Kulturkampf um die Homo-Ehe. Er dürfte nur bedingt hilfreich sein.

In elf Berliner Kinos (teils OmU)

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