Stehen Globalisierungskritiker draußen vor der Tür, unter Bannern Parolen skandierend, sind sie erkennbar und leicht zu verhaften. Haben sie jedoch einmal das Mikro in der Hand, nimmt man sie in der Camouflage der Nadelstreifen schon viel ernster.
Die Gruppe The Yes Men hat eine Website, die einige für die offizielle Seite der Welthandelsorganisation WTO halten. An deren E-Mailadresse schicken Veranstalter internationaler Konferenzen ihre Einladungen. Und die Yes Men reisen an, im Gepäck einen ausgefeilten Vortrag. Sie geben sich absurde Namen wie Hank Hardy Unruh und verkünden, wie man als Unternehmer mit seinen „Sklaven bzw. Arbeitern“ in Kontakt bleiben kann. Sie stehen in einem bizarren, goldglänzenden „Freizeitanzug für Manager“ in einem Konferenzsaal. Und keiner der „Kollegen“ merkt etwas. Als habe man von der WTO nichts anderes erwartet. Ernstes Händeschütteln. Stupid White Men. Erst, als sie vor Studenten vorschlagen, Hamburger aus den Exkrementen gesättigter Amerikaner zu recyceln und die braune Masse via Pipeline nach Afrika zu schießen, regt sich Protest.
Ein Teilerfolg der Aktionen zwischen Experiment, Satire und Protest liegt in den Auftritten selbst. Dass Dan Ollman, Sarah Price und Chris Smith ihre Botschaft nun mit einem Dokumentarfilm dem Kinopublikum überbringen, grenzt an politische Sabotage. Denn diese Art Dokfilm kommt einem bekannt vor. Es ist „Polit-Doku à la Michael Moore“ oder „Wie man den Mächtigen auf die Füße tritt und trotzdem lachen kann“. Etabliert sich hier ein neues Genre des Dokumentarfilms?
Morgen 22.30 Uhr (Cinestar 7)