zum Hauptinhalt
Darf beruhigt seine umstrittenen Texte weitersingen. Xavier Naidoo bei einem Konzert in Mannheim.

© Uwe Anspach

Update

Mannheimer Sänger: Xavier Naidoo darf nicht Antisemit genannt werden

Der Popstar sieht sich seit einigen Jahren mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. Nun urteilte das Landgericht Regensburg, er dürfe nicht als Antisemit bezeichnet werden.

Verschwörungstheorien, Homophobie, Gewaltfantasien: Xavier Naidoos Liste problematischer Textstellen und Äußerungen ist lang. Seit bald einem Jahrzehnt kommt er damit immer wieder in die Schlagzeilen. Doch wer ihn deshalb angreift, muss auf seine genaue Wortwahl achten. Als Antisemit darf Naidoo nicht ohne Weiteres bezeichnet werden.

Das tat im vergangenen Jahr eine Referentin der Amadeu-Antonio-Stiftung bei einer Veranstaltung in Straubing. Sie sagte: „Er ist Antisemit, das ist strukturell nachweisbar.“ Dagegen wehrte sich der Sänger mit einer Unterlassungsklage, der nun vom Landgericht Regensburg stattgegeben wurde. Die Richterin untersagte der Frau, ihre Aussage zu wiederholen. Sie habe ihren Vorwurf nicht ausreichend belegt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das überrascht etwas, denn schon 2009 benutzte Xavier Naidoo in dem Song „Raus aus dem Reichstag“ Wortspiele, die sich auf antisemitische Stereotype zurückführen lassen: „Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken/ Ihr wart sehr, sehr böse, steht bepisst in euren Socken/ Baron Totschild gibt den Ton an und er scheißt auf euch Gockel/ Der Schmock ist’n Fuchs und ihr seid nur Trottel“. Baron Totschild ist eine Anspielung auf die jüdische Bankiersfamilie Rothschild, zu der auch der Baron und Investmentbanker Jacob Rothschild gehört.

Geistige Nähe zu Reichsbürgern

Auch auf dem letzten Album von Xavier Naidoos Band Söhne Mannheims fand sich eine problematische Textstelle mit jüdischem Bezug. In dem Stück „Nie mehr Krieg“ heißt es: „Muslime tragen den neuen Judenstern, alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“ Das kommt einer Verharmlosung des Holocausts gleich, denn es gibt in Deutschland keine systematische Verfolgung von Musliminnen und Muslimen, wie sie die Juden unter den Nationalsozialisten erleiden mussten. Ein abstruser Vergleich, den man jedoch nicht unbedingt als antisemitisch verstehen muss.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Dennoch: Xavier Naidoo hat sich immer wieder in die (geistige) Nähe der sogenannten Reichsbürger begeben, die an eine Verschwörung gegen Deutschland glauben. Und zu den finsteren Mächten, die dort angeblich am Werk sind, gehören in deren Augen auch Juden. Naidoo ist allerdings nicht so dumm, das explizit herauszukrakelen, er wird auch nicht ganz so geschmacklos wie Kollegah und Farid Bang. Dass er sich allerdings in Sachen Antisemitismus nicht auf einem besonders hohen Reflexionsniveau befindet, bewies er vor Gericht: Er führte zu seiner Verteidigung sein Engagement gegen Rassismus an – und den hebräischen Namen seines Sohnes.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false