zum Hauptinhalt
Trockenheit lässt Böden austrocknen.

© dpa/Daniel Vogl

Mein Sommer in Berlin: Kopfschütteln über die allgemeine Sorglosigkeit

Kabarettist Thomas Pigor kann sich nicht entspannen, während in Sachen Klimawandel Ignoranz und populistische Politik dominieren.

Ein Kommentar von Thomas Pigor

Stand:

Schon wieder ein herrlicher Sommertag. Ich hab’ keinen Spaß mehr dran. Tut mir leid, ich kann diesen Sommer nicht unbeschwert genießen, auch wenn ich jetzt spielfrei habe und das zu warme Wetter nach meinem Geschmack ist. Dieser Sommer ist bestimmt von Wut, von einem Gefühl der Machtlosigkeit, von Empörung über die politischen Debatten und Kopfschütteln über die Sorglosigkeit allenthalben.

Ich bin in einem anderen Leben mal Naturwissenschaftler gewesen und habe keine Angst vor Diagrammen oder wissenschaftlichen Artikeln. Ich folge auf Twitter unter anderem Professor Rahmstorf von der Universität Potsdam. Die Datenlage ist eindeutig: Die Klimakatastrophe ist da. Das 1,5 Grad Ziel können wir uns knicken, und laut Weltklimabericht wird jenseits dieser Grenze jede noch so kleine Zunahme der globalen Erwärmung die Auswirkungen verstärken.

Dass ab dem 4. Juli an vier aufeinanderfolgenden Tagen die höchsten jemals gemessenen globalen Temperaturen registriert wurden, ist der ARD jedoch keinen Brennpunkt wert. Mein Umfeld beschäftigt sich mit Alltagsfragen, macht Urlaubs- und Zukunftspläne, die Klimafragen werden meist mit einem Schulterzucken kommentiert, man glaubt Bescheid zu wissen und die Älteren sagen augenzwinkernd, ein Glück, dass wir das nicht mehr erleben müssen.

Verdrehungen und Unterstellungen

Und die Kampagne, die gegen die einzige Partei gefahren wird, die halbwegs den Schuss gehört hat, trägt Früchte. Die Phrasen und Unterstellungen haben auch bei einem Teil meines Freundeskreises verfangen.

Als Kabarettist halte ich es nicht für meine Aufgabe, die Regierung zu verteidigen, aber wie derzeit von der Springerpresse, und CSU/CDU gegen die Grünen gehetzt wird, das ist keine Oppositionsarbeit, das ist politisches Mobbing.

Ich bin entsetzt darüber, wie Konservative die Verdrehungen und Unterstellungen direkt aus „Bild“ übernehmen, wie skrupellos man nach dem Motto „Erst die Partei, dann das Land“ den politischen Diskurs vergiftet. Auszug: Heizungshammer, Heizungsverbot, Wärmepumpenwahnsinn, Genderpflicht, Moortaliban, Klima-RAF, Clan-Strukturen, Energie-Stasi, Klimareligion, Verbotsorgien, Heizungsspionage, Mafia, usw. usf. 

Und ich bin ratlos, weil es keine Instanz mehr zu geben scheint, die Falschbehauptungen nachhaltig richtigstellt. Die Wirklichkeit wird es tun und das wird nicht lustig. Vielleicht ist es ein Fehler gewesen, in Beiträgen zu Klimafragen immer mit einem optimistischen Schluss zu enden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })