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Kerstin Decker.

© privat

Zeitung im Salon mit Kerstin Decker: Meine Farm in Afrika

Was macht eine junge Baronin, die nicht heiraten möchte? Sie geht nach Afrika. Frieda von Bülow jedenfalls folgte 1887 ihrem Traum, reiste nach Ostafrika und erfand später den deutschen Kolonialroman. Tagesspiegel-Autorin Kerstin Decker hat das Leben der "deutschen Tania Blixen" erforscht.

Baronin war sie, ja, aber das heißt nicht, dass sie Geld hatte und ein prunkvolles Leben in Deutschland führen konnte! Frieda von Bülow (1857-1909) gehörte eher zum verarmten Landadel, passende Verehrer hatte sie auch nicht, und da kam ihr Afrika gerade recht. Sie war fasziniert von den Nachrichten, dass der Deutsche Carl Peters in Ostafrika eine Kolonie errichten wolle. Und so gründete die knapp 30-Jährige zusammen mit anderen Damen der Gesellschaft den "Deutschnationalen Frauenbund für Krankenpflege in den Kolonien", absolvierte einen Schnellkurs in Krankenpflege und bestieg 1887 ein Schiff, das sie nach Sansibar brachte.

"Frei und leicht wird dem geplagten Kulturmenschen zu Mute"

Afrika, so anders, so neu: "Frei und leicht wird dem geplagten Kulturmenschen zu Mute, wenn er einige Dutzend der Sclavenketten, die wir ,Bedürfnisse' nennen, abzuwerfen genötigt ist", schrieb Frieda von Bülow. Sie baute eine Krankenstation auf, in der sie Afrikaner und reisende Europäer behandelte, die zumeist unter Malaria litten. Selbst blieb sie lange von dem Fieber verschont, das die anderen Europäer schnell packte - das nötigte sogar Carl Peters, in den sie verliebt war, Respekt ab. Der Koloniegründer hatte den einheimischen Führern ihre Landstriche mit höchst fragwürdigen Verträgen abgeknöpft und gilt als brutaler Rassist. Frieda von Bülow dagegen wollte nicht als Eroberin auftreten und beobachtete das Leben der Einheimischen mit Sympathie: "Die Schwarzen arbeiten eben nicht, so lange sie es nicht nötig haben, und das ist einfach gesunder Menschenverstand", schrieb sie unter anderem. Nachdem sie von ihrem ersten mehrjährigen Aufenthalt in Afrika nach Deutschland zurückgekehrt war, schrieb sie mehrere Romane und wurde zur "Erfinderin des deutschen Kolonialromans".

Palmen! Palmen! Palmen!

Tagesspiegel-Autorin Kerstin Decker hat das Leben von Frieda von Bülow erforscht und erzählt in ihrer Biographie "Meine Farm in Afrika" auch die Geschichte von Carl Peters, der, zum Unmut von Bismarck übrigens, die Kolonie Deutsch-Ostafrika gründete - sie bestand bis 1918, das Gebiet umfasst die heutigen Länder Tanzania, Burundi und Ruanda. Im Tagesspiegel-Salon stellt Kerstin Decker ihr Buch vor und spricht mit Andreas Austilat, stellvertretender Leiter der Redaktion "Sonntag", über eine ungewöhnliche Frau und eine beinahe vergessene Episode der deutschen und afrikanischen Geschichte. Dazu spielt die Gruppe "Afrochanson" um Jean-Paul Musungay, die gerade die CD "Ce monde est fou" veröffentlicht hat.

Frieda von Bülow konnte von Afrika nicht lassen, sie kehrte 1893 dorthin zurück, um die Plantage ihres verstorbenen Bruders Albrecht zu verwalten. In einem Wald von Kokospalmen lag die Farm: "Wo man hinschaut: Palmen! Palmen! Palmen! Bewegt der Wind die Wipfel, so ist es ein Geräusch wie stark fallender Sommerregen", so hat sie Tanga beschrieben, jenen Ort, an dem sie bleiben wollte. Auch dieser Versuch war nicht von Dauer, die "deutsche Tania Blixen" starb auf Schloss Dornberg in Thüringen.

Zeitung im Salon mit Kerstin Decker, 19. Januar, Beginn 19 Uhr, im Verlagshaus Askanischer Platz 3, zur Anmeldung.

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