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Tadao Ando.

© picture alliance / dpa

Tadao Anda wird 80: Meister des Holzes, Meister des Betons

Er begann seine Karriere als Zimmermann und stieg zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Architekten auf. Jetzt wird Tadao Ando 80.

Es ist schon kurios. Als Vorsitzendem der Jury, die den Neubau des Olympiastadions Tokio der Architektin Zaha Hadid zusprach, wurde ihm in seinem Heimatland zu große Nähe zum Westen vorgeworfen. Im Westen hingegen gilt Tadao Ando als Inbegriff japanischer Architektur. Mit dem im Mai eröffneten Umbau der Pariser Warenbörse zum Privatmuseum des Megasammlers Pinault hat er einmal mehr den Beweis erbracht, mit dem Allerweltswerkstoff Beton Bauten und Räume von höchster Feinheit und Vollendung schaffen zu können.

Ando, der im Kriegsherbst 1941 in Osaka geboren wurde, hat schon in jugendlichen Jahren als Zimmermann gearbeitet, mithin mit dem traditionellen Baustoff Holz und dessen in Japan genau festgelegten Abmessungen. So behandelt Ando auch den Beton, den er nach den Maßen der Tatamimatten ausführt, in Platten zu 90 auf 180 Zentimeter. Ein zweites Erkennungsmerkmal sind die sorgfältigen Rundlöcher, die bei der Fixierung der Schalungen entstehen. Regelmäßigkeit und Vervielfältigung sind die Charakteristika seiner Bauten, und immer wieder hat Ando von „klarer, transparenter Logik“ als „Grundlage der Architektur“ gesprochen.

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Dabei hat er nie Architektur studiert. Ando ist Autodidakt, was ihn nicht davon abgehalten hat, im Alter von 29 Jahren ein Architekturbüro zu eröffnen. Wie so viele Berufskollegen hat er anfangs Privathäuser entworfen, ehe ihm mit der „Kirche des Lichts“ in Ibaraki 1989 der Durchbruch gelang. Das Licht dringt in diese Kapelle durch kreuzförmige Schlitze in der Stirnwand ein, während der Raum selbst aus seidenglatten Beton besteht.

Mit einem Mal war Ando auf solche meditativen Räume festgelegt, von denen er seither mehrere ausgeführt hat, etwa beim Unesco-Sitz in Paris 1995. Auch einen buddhistischen Tempel entwarf er, ganz aus Holzstäben, deren Zwischenräume sowohl Licht hineinlassen als auch den Ausblick auf die Umgebung ermöglichen.

Bauaufgaben in Venedig

Es lag nahe, Ando mit dem Bau von Kunstmuseen zu betrauen. So gestaltete Ando den Palazzo Grassi in Venedig um und fügte in das alte Zollamt an der Spitze des Canal Grande ein wunderbar zurückhaltendes Ausstellungsbauwerk ein, ehe er beim Umbau der Börse in Paris nochmals strikte Denkmalpflege mit weitreichendem Innenausbau vereinte. Auf der japanischen Insel Naoshima hat Ando seit 1987 eine ganze Reihe kleinerer Museumsbauten im Zusammenspiel mit der umgebenden Landschaft geschaffen.

In Deutschland hat Ando zuerst ein Tagungszentrum für Vitra in Weil am Rhein gebaut, dann in Hombroich die sogenannte Raketenstation der Langen Foundation. Er baut so, wie es schon Bruno Taut an Japan bewundert hat, mit Maß und Mitte und einer unaufdringlichen Vollkommenheit. Heute wird Tadao Ando, dieser Zen-Meister der zeitgenössischen Architektur, 80 Jahre alt.

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