
© Imago/Avalon/Ian Yates
Mindestens eine Million Dollar Schadenersatz: Berliner Musikerin Alice Merton verklagt Kanye West
Die in Berlin lebende Musikerin Alice Merton geht juristisch gegen den US-Superstar Kanye West vor. Es geht um die unautorisierte Verwendung von Zeilen aus ihrem Song „Blindside“.
Stand:
Es geht um zwei Zeilen: „I sat down with a gun to my head/You told me not to move“. Mit ihnen und drei Klavierakkorden eröffnet Alice Merton ihren 2022 veröffentlichten Song „Blindside“.
Dieselben Zeilen, diesmal a cappella gesungen, stehen auch am Beginn des Stücks „Gun To My Head“, das Kanye West zusammen mit Kid Cudi im Dezember 2023 bei einer Präsentation seines Albums „Vulture“ in Miami dargeboten hat.
Diese Interpolation steht nun im Zentrum eines Rechtsstreits, den die in Berlin lebende Musikerin mit dem US-Superstar begonnen hat. Laut der bei einem kalifornischen Bezirksgericht eingereichten Klageschrift hat Kanye West, der sich inzwischen Ye nennt, erst im Februar 2024 um die Erlaubnis gebeten, die Zeilen verwenden zu dürfen. Dies wurde ihm verweigert.
Als seine Plattenfirma Mertons Management nach dem Grund fragte, erhielt sie der Klage zufolge die Antwort: „Die Werte des Künstlers stehen im Gegensatz zu unseren Werten.“
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Wie Mertons Anwaltskanzlei in dem Schreiben darlegt, ist die 1993 in Frankfurt am Main geborene Musikerin eine direkte Nachfahrin von Holocaust-Überlebenden. West ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch antisemitische Aussagen aufgefallen, was ihn 2022 die Zusammenarbeit mit Adidas kostete. Erst kürzlich schockierte er die Öffentlichkeit mit dem Vertrieb von Hakenkreuz-Shirts und der Aussage „Ich liebe Hitler“.
Folglich schreiben die Anwälte von Alice Merton, die 2016 mit dem Hit „No Roots“ bekannt wurde, dass die Musikerin „in keiner Weise mit Ye in Verbindung gebracht werden“ wolle. Sie fordern den Rapper auf, jegliche weitere Nutzung von deren Musik zu unterlassen, und verlangen Schadenersatz für alle Profite, die er damit erzielt habe. Mindestens eine Million Dollar soll Kanye West laut Klageschrift zahlen.
Auf dem letztlich im August veröffentlichten Album ist „Gun To My Head“ allerdings gar nicht enthalten. Im Netz, etwa auf Youtube, lässt sich das Lied jedoch weiterhin leicht finden.
Ein Schaden sei Alice Merton auch indirekt entstanden, argumentieren ihre Anwälte: Die Musikerin habe von Ye-Fans Todesdrohungen wegen der verweigerten Freigabe des Samples erhalten. Deshalb habe sich Merton davor gefürchtet, „für weitere Tourneetermine nach Amerika zurückzukehren“, und zudem aufgehört, ihren Song „Blindside“ zu spielen.
Kanye West hat sich bisher nicht zu dem Fall geäußert.
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