
© Kai-Uwe Heinrich
Humboldt-Hype in Berlin: Mixologen auf den Spuren des Entdeckers
Trinken auf einen berühmten Berliner: Im Hotel de Rome gibt es Cocktails, die an Alexander von Humboldt erinnern sollen. Eine Glosse.
Stand:
Einen gewaltigen Appetit muss er gehabt haben. Bis ins hohe Alter griff er am Buffet zu, was der Teller hielt, als Kammerherr des preußischen Königs hatte er da reichlich Anlässe. Vielleicht war es auch Frustfuttern. Alexander von Humboldt liebte Berlin nicht sehr, er wäre lieber in Paris geblieben. In der Gesellschaft des Vormärz fehlte es nicht an Feinden des Weitgereisten und Berühmten, und es war ihm zu kalt hier.
Trank er auch so viel? Abgeschreckt hat ihn nichts. Am Orinoco nippte er am Curare-Becher; das Pfeilgift ist nur tödlich, wenn es in die Blutbahn gelangt. Diesen Cocktail kann man in der Bar des Hotel de Rome nicht bekommen. Dafür aber eine „Prickelnde Pinie“. Die Mixologen dort begeben sich im Humboldt-Jahr 2019 auf die Spuren des Entdeckers. „Uns ist es wichtig, dass neben erlesenen Spirituosen auch Pflanzen aus aller Welt den Weg in Ihren Drink finden.“
Wie ein Humboldt’sches Reisetagebuch ist die Cocktail-Karte in Leder gebunden. Die Seiten sind dick wie altes Pergament und mit einer Schreibschrift gefüllt, die wahrscheinlich an Alexanders wilde Klaue erinnern soll. Auch diese ist nur von wenigen Wissenschaftlern zu entziffern. Dann vielleicht doch lieber ein Glas Weißwein? Oder einen Pisco sour, den man in Südamerika trinkt, vor allem in Chile?
Humboldt-Happen als Pendant zum Bismarck-Hering
„Wir lassen unseren Blicke über den Bebelplatz schweifen, auf die denkwürdige Alexander von Humboldt Universität und möchten in seine Fußstapfen treten.“ Den Unsinn gibt es natürlich auch auf Englisch. Und es könnte im Humboldt-Jubeljahr noch das eine oder andere Special dazukommen.
Humboldt libre zum Beispiel, das passt, schließlich haben Kubaner die Inschrift auf dem Humboldt-Denkmal vor der HU gestiftet – „Dem zweiten Entdecker von Kuba. Die Universität von Havanna 1939“. Oder Humboldt-Happen, als Pendant zum Bismarck-Hering. Ein Humboldt Surprise wäre für den Wahlfranzosen auch eine gute Sache: in Paris war das Café Procope sein Stammlokal.
Der Kellner im Hotel de Rome bringt, auf die kaum lesbare Getränkekartenlyrik angesprochen, eine Schachtel mit einer Leselupe. Mit etwas Mühe erkennt man jetzt auch die Preise.
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