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Kultur: Morgenlicht und Regennacht

ROCK

Die United Pentecostal Church ist eine musikbegeisterte Glaubensgemeinschaft, deren Messen von Big Bands begleitet werden. Für die drei Söhne des Wanderpredigers Leon Followill waren solche Kirchenbands die Musikschule. Als ihr Vater suspendiert wurde, konvertierten sie zur Rockmusik und nahmen zusammen mit ihrem Cousin Matthew das Album „Youth & young Manhood“ (RCA) auf, das ihnen euphorische Kritiken und Vergleiche mit Bands wie Creedence Clearwater Revival, The Black Crowes und The Strokes einbrachte. Die Kings of Leon sind momentan das heißeste Ding der Retro-Rockwelle. Auf der Bühne des ausverkauften Columbia Fritz merkt man das allerdings nicht: Schüchtern und leicht hüftsteif spielt sich das langmähnige Quartett aus Tennessee durch den energetischen Opener „Red Morning Light“. Sänger Caleb Followill trägt seine halbakustische Gitarre fast unterm Kinn und streicht sich immer wieder die Haare glatt. Wäre da nicht seine fantastisch nölige Stimme, die manchmal in eine sexy Heiserkeit kippt, man hätte bald genug von diesem Bürschchen. Die Kings of Leon sind noch sehr jung: Drummer Nathan ist mit 23 der Senior. Zudem ist es ihre erste Tournee. So verwundert es nicht, dass die Jungs angestrengt auf ihre Instrumente starren und nur selten richtig losrocken. Doch Songs wie das genial simple „Molly´s Chambers“ und die Mitsumm-Nummer „California waiting“ klingen auch bei uninspirierter Interpretation noch toll. Als nach nur 50 Minuten Schluss ist, trottet die Menge lächelnd in die Regennacht.

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