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So kann’s gehen: Müssen wir mehr geben?

Immer wieder sonntagsfragen SieElisabeth Binder

Seit einigen Monaten gehen meine Freundin und ich mit einem Leihhund spazieren, der einer alleinerziehenden Hartz-IV-Empfängerin gehört, die sich über die Entlastung freut. Da uns der Hund ans Herz gewachsen ist, tragen wir auch zu den Kosten bei, haben aber ein schlechtes Gewissen, weil wir für den Sohn der Besitzerin kein Geld ausgeben. Ist das verwerflich?

Eine gute Tat steht erst einmal für sich und sollte keine nächste gute Tat einfordern. Sonst würde man ja gar nicht erst anfangen, etwas zu tun. Indirekt tun Sie auch bereits etwas für den Sohn, denn der Mutter bleibt mehr Zeit und Geld für ihn, da Sie die notwendigen Spaziergänge und einen Teil der Kosten übernehmen. Ihre Frage deutet aber darauf hin, dass Ihnen nicht nur der Hund, sondern vielleicht auch der Sohn inzwischen so ans Herz gewachsen ist, dass Sie sich für den auch ein bisschen engagieren wollen. Ist das der Fall und lassen Ihre zeitlichen und finanziellen Kapazitäten das zu, dann sollten Sie einfach mal das Gespräch mit der Mutter suchen. Sie könnten ihr zum Beispiel anbieten, mal auf den Sohn aufzupassen, wenn sie selber was vorhat, oder ihm bei den Hausaufgaben zu helfen. Sie könnten auch fragen, ob es aus ihrer Sicht in Ordnung ist, wenn Sie dem Kind mal etwas schenken.

Im Gespräch mit der Mutter können Sie ja deutlich machen, dass Sie nur mal in Einzelfällen einspringen wollen, so dass die Verbindung zu dem Kind auch nicht zu eng wird. Das wird der Mutter vielleicht sogar ganz recht sein. Wenn Sie also guten Willens sind, das richtige Maß zu finden, steht weiterem Engagement nichts im Wege. Wenn Ihnen das zu viel und zu offiziell ist, können Sie sich auch darauf beschränken, dem Kind bei unterschiedlichen Anlässen mal eine Kleinigkeit mitzubringen. Egal was Sie tun, Sie sollten sich aus strategischen Erwägungen nicht davon abhalten lassen, Freude in die Welt zu bringen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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