zum Hauptinhalt
Ersan Mondtag wie im Bällebad: Ein Regisseur, der das Spektakel liebt.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP/Doris Spiekermann-Klaas TSP

Neue Leitung für die Berliner Volksbühne: Joe Chialo könnte etwas Großes anstoßen – wenn er gut beraten wird

Eine Entscheidung über die Intendanz des Theaters steht bevor. Ersan Mondtag ist im Gespräch, aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Das wichtigste: Spektakel muss sein!

Rüdiger Schaper
Ein Kommentar von Rüdiger Schaper

Stand:

Endlich, endlich: In diesen Tagen soll es Neuigkeiten über die künftige Intendanz der Berliner Volksbühne geben. Das sagt die Kulturverwaltung. Man möchte es hoffen, denn das Haus braucht eine Perspektive. Ähnlich wie die Automobilindustrie: Einst war die Volksbühne ein Motor der deutschsprachigen, wenn nicht internationalen Theaterszene.

Im Gespräch ist nicht erst jetzt der Berliner Regisseur Ersan Mondtag, Jahrgang 1987. Jung genug, um etwas aufzubauen am Rosa-Luxemburg-Platz, aber auch mit einiger Erfahrung. Mondtag hat am Maxim Gorki Theater gearbeitet und an der Deutschen Oper. Auf der Biennale 2024 in Venedig hat er zusammen mit Yael Bartana den deutschen Pavillon gestaltet. Aktuell läuft am Opernhaus in Antwerpen seine Inszenierung der „Salome“ von Richard Strauss.

Rettung durch Rücklagen?

Mondtag versteht sich auf Spektakel und künstlerische Diversität. Das ist für die Volksbühne entscheidend. Die Etatkürzungen dürften einem Engagement nicht im Weg stehen, denn die Volksbühne verfügt über Rücklagen.

Ersan Mondtag besitzt Selbstbewusstsein. 2017 war er zum Theatertreffen eingeladen, damals sagte er dem Tagesspiegel: „Ich würde ja voll gern die Schaubühne übernehmen, wenn Thomas Ostermeier dort mal weggeht.“ Nun, Ostermeier bleibt und hat bleibenden Erfolg an der Schaubühne. Nach dem Scheitern von Chris Dercon bewarb sich Mondtag bereits um die Volksbühne.

Doch es bieten sich noch andere Wege an. Die Volksbühne wäre das Haus für einen Fokus auf den Osten. Auf osteuropäisches Theater. Dabei denkt man an den Exilrussen Kirill Serebrennikow. Jemand wie er könnte die Berliner Theaterlandschaft bereichern und weiten – mit polnischen, baltischen und ukrainischen Künstlern. Eine Mondtag-Intendanz würde diese Richtung nicht ausschließen.

Ebenso wichtig und naheliegend wäre ein Schwerpunkt Tanz am Rosa-Luxemburg-Platz. Mit Florentina Holzinger und Constanza Macras und dann vielleicht auch Sasha Waltz könnte hier etwas Großartiges entstehen. Die Volksbühne braucht das große Format, diese Bühne verträgt kein Klein-Klein.

Das macht die Suche nach der neuen Intendanz schwierig. Aber auch aufregend: Kultursenator Joe Chialo kann hier, wenn er gut beraten wird, eine große Sache anstoßen. Endlich wieder. Die Berliner Kultur braucht in all diesen Verdunkelungen etwas Helles, Befreiendes.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })