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Das „Spiegel“-Haus in Hamburg

© Foto: Imago/S. Steinach

Neuer Literaturpreis: Der „Spiegel“ will jetzt die Literatur stärken

Am 20. November vergibt das Hamburger Nachrichtenmagazin erstmalig seinen „Spiegel“-Literaturpreis. Ob das der Literatur hilft?

Gerrit Bartels
Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Stand:

Es ist in den letzten Wochen nicht besonders viel los gewesen auf den Kulturseiten des „Spiegels“. Ein Ressort aber erfährt gerade ungeahnte Aufmerksamkeit: die Literatur. Denn der „Spiegel“ vergibt neuerdings einen Literaturpreis, den „Spiegel-Buchpreis“, der am 20. November im Haus des Nachrichtenmagazins an der Hamburger Ericusspitze verliehen wird.

Deutsch und international

Eine siebenköpfige Jury aus der „Spiegel“-Kulturredaktion und dem Literaturbetrieb hatte schon Anfang Oktober eine Longlist mit zwanzig Titeln zusammengestellt. Diese Bücher werden jetzt im November in kurzen Rezensionen vorgestellt, countdownmäßig von Platz 20 an. Was auch bedeutet: Wer hier dabei, ist ausgeschieden, nur die letzten drei Titel bleiben geheim und bilden gewissermaßen die Shortlist für den Tag der Verleihung.

Warum der „Spiegel“ jetzt einen Buchpreis verleiht, wurde in einer Hausnotiz erklärt: Es fehle in Deutschland angeblich an einem Literaturpreis, der gleichermaßen deutschsprachige wie internationale Literatur auszeichnet und somit auch die Kunst des Übersetzens. Weshalb zum Beispiel Rachel Kushners Roman „See der Schöpfung“ genauso auf der 20er-Liste steht wie Dorothee Elmigers „Die Holländerinnen“, Benjamin Woods „Der Krabbenfischer“ genauso wie Feridun Zaimoglus „Sohn ohne Vater“.

Aber stimmt das überhaupt, dass in Deutschland nur deutschsprachige Literatur bepreist wird? Der HKW-Literaturpreis beispielsweise zeichnet gleichermaßen einen Roman und die Übersetzung aus, und auch beim Preis der Leipziger Buchmesse gibt es einen Preis allein für Übersetzungen. Die „Spiegel“-Liste hat deshalb doch etwas Kunterbuntes, kaum mit- und gegeneinander Abzuwägendes, und nicht mal dotiert ist der Preis. Aber egal.

Denn man könnte meinen, dass der „Spiegel“ in Zeiten, in denen die Literatur nicht unbedingt die höchste Aufmerksamkeit genießt, sieht man einmal ab von dem doch eher literaturfernen Genre Romantasy, dass der also bislang nicht über die Maßen literaturaffine „Spiegel“ in solchen Zeiten an die Literatur und ihre Kraft und gesellschaftliche Relevanz und Wichtigkeit glaubt, auch jenseits von Klickzahlen und Algorithmen.

Vielleicht ist es aber nur ein Versuchsballon in eigener Sache, ein anderer Kanon nach den ewigen 100 besten Büchern oder 50 wichtigsten Romanen aller Zeiten etc. Die Zukunft wird es, wie immer, zeigen, sagen wir: das Jahr 2032.

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