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Neues Album, Sauerteig und Gelsenkirchen-Liebe: Fünf Erkenntnisse aus dem Podcast mit Taylor Swift
Zwei Stunden lang hat Taylor Swift im Podcast von Travis und Jason Kelce über ihr Leben und ihre Arbeit gesprochen, von „The Life of a Showgirl“ bis hin zu Ostereiern.
Stand:
Taylor Swift gibt eigentlich schon lange keine Interviews mehr. Mit ihren Fans kommuniziert sie über ihre Social-Media-Kanäle und ihre Musik, ansonsten ist nichts von ihr zu hören. Eine Ausnahme machte Swift nur, als das „Time“-Magazin den Popstar 2023 zur „Person des Jahres“ kürte – eine Ehre, die normalerweise Spitzenpolitikern oder Nobelpreisträgerinnen zuteilwird.
Umso erstaunlicher, dass sie nun zum ersten Mal überhaupt in einem Podcast auftritt und zwei Stunden lang über ihre Arbeit und ihr Privatleben spricht. Das Ganze bleibt allerdings in der Familie und damit unter ihrer Kontrolle: Swift war zu Gast im „New Heights“-Podcast ihres Partners, dem Football-Star Travis Kelce, und dessen Bruder Jason Kelce, ebenfalls ehemaliger Football-Spieler, die dort eigentlich über Sport und Popkultur philosophieren. Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dem Interview.
1. Das neue Album
Es war die größte Nachricht des Podcasts: Taylor Swifts zwölftes Album „The Life of a Showgirl“ erscheint am 3. Oktober 2025. Das Projekt war streng geheim, in der Videoversion des Podcasts zeigte Swift nun das Cover und stellte die Titel der zwölf Songs vor.
Swift schrieb und produzierte das Album während der europäischen Termine ihrer „Eras“-Tour, im Sommer 2024. Zwischen den Konzerten sei sie nach Schweden geflogen, um die Songs aufzunehmen, erzählte die Sängerin.
Musikalisch dürfte die Platte eine Rückkehr zu einem Mainstream-Pop-Sound von Alben wie „Red“ oder „1989“ sein und damit die Wünsche vieler Fans erfüllen. Swift arbeitete dafür nicht mehr mit ihren langjährigen musikalischen Partnern, dem Produzenten Jack Antonoff oder dem „Nationals“-Musiker Aaron Dessner zusammen.
Stattdessen nahm sie das Album mit Max Martin und Shellback auf. Die zwei Schweden sind für die größten Popsongs der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich, darunter auch Hits wie „We are never ever getting back together“, „Blank Space“ oder „Style“ von Taylor Swift.
Swift scheint damit auf öffentliche Kritik reagiert zu haben: Viele Fans und Musikjournalisten hatten moniert, dass sich der Taylor-Swift-Jack-Antonoff-Sound immer gleich anhöre, dass das Doppelalbum „The Tortured Poets Department“ mit 31 Tracks viel zu lang und zu wenig fokussiert gewesen sei, dass sie mit zahlreichen Deluxe-Editionen nur Geld scheffeln wolle.
„Ich wollte ein Album machen, das sich ganz auf Qualität und das Thema konzentriert und bei dem alles wie ein perfektes Puzzle zusammenpasst“, erzählte Swift nun über die neue Platte. Das Ziel sei es gewesen, „knackige“ Lyrics zu schreiben und Melodien, die „so ansteckend sind, dass es einen wütend macht“.
Es bleibe außerdem bei den zwölf Songs für ihr zwölftes Album, es soll keine Deluxe-Editionen oder Bonus-Tracks geben. Auf dem finalen Song wird Sabrina Carpenter mit dabei sein, die 2023 und 2024 im Vorprogramm der „Eras“-Tour auftrat und die seitdem selbst zu einem der größten jungen Popstars geworden ist.
Inhaltlich gehe es um ihr Leben während der Tour, eben das Leben eines Showgirls, und sei deutlich optimistischer als das Herzschmerz-Album „The Tortured Poets Department“. „Mein Leben ist einfach sehr viel fröhlicher“, sagte Swift.
2. Die Rechte an der eigenen Musik
Der emotionalste Moment des Interviews kam, als Taylor Swift über den wohl größten Business-Deal ihres Lebens sprach. Im Mai wurde öffentlich, dass Swift die Masteraufnahmen ihrer ersten sechs Alben erworben hatte. Es war das Ende einer Saga, die 2005 begann, als Swift, damals 15 Jahre alt, ihren ersten Plattenvertrag bei Big Machine unterschrieb.
Im Jahr 2019 verkaufte Labelchef Scott Borchetta ihre ersten sechs Alben an den Musikmanager und erklärten Erzfeind von Swift, Scooter Braun, der sie dann für angeblich 300 Millionen Dollar an die Private-Equity-Firma Shamrock Capital weiterverkaufte.
Im Interview sprach Swift nun über den Deal und offenbarte dabei auch ihrer Mentalität als lange im Voraus planende Geschäftsfrau. Sie habe jeden Tag daran gedacht, dass sie die Rechte an ihrer Musik nicht hatte, erzählte Swift, „Zwangsgedanken“ seien das gewesen.
Bereits als Teenagerin habe sie Geld zurückgelegt, um einmal die Alben kaufen zu können. „Wenn ich meine Musik nie hätte zurückkaufen können“, sagte Swift, „würde eines Tages jemand anderes meine gesamte Musik aus meinen ersten sechs Alben seinen Kindern in seinem Testament vermachen“.
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Ihr Erwerb der Masteraufnahmen gilt als einer der wichtigsten Deals der Musikindustrie. Ermöglicht wurde er unter anderem durch Taylor Swifts erneute Aufnahme ihrer ersten Alben als „Taylor’s Version“, die den Wert der alten Masteraufnahmen drückten. Das sei in ihrem Vertrag nicht verboten gewesen, erzählte Swift, weil das bisher niemand in der Musikindustrie gemacht oder für eine gute Idee gehalten hätte. Keiner hätte wohl damit gerechnet, dass sie so stur sei, alles noch einmal aufzunehmen.
Da das Ganze nicht nur Geschäft, sondern eine Herzensangelegenheit für sie sei, habe sie ihre Mutter und ihren Bruder geschickt, um mit Shamrock zu verhandeln, statt ein Heer von Anwälten und Managern. Als sie den Anruf ihrer Mutter bekam, dass ein Deal zustande kommen würde, sei sie weinend zusammengebrochen. Auch während des Interviews brach sie mehrmals in Tränen aus.
3. Die „Eras“-Tour und das Leben danach
Um ihre 21 Monate andauernde und fünf Kontinente umspannende „Eras“-Tour, die kommerziell erfolgreichste Tour aller Zeiten, ging es natürlich auch in dem Interview. Swift habe verschiedene Elemente aus Genres wie Musicals, Oper und Ballett aufgreifen wollen, erzählte sie.
„Ich wollte Referenzen, die ich für wirklich hochkarätig und für die Fans sehr wertvoll hielt, damit sie in einem einzigen Konzert Dinge sehen konnten, die sie zuvor noch nicht unbedingt gesehen hatten“, sagte Swift. „Aber ich wollte das mit höchster Intensität und in rascher Abfolge machen, sodass man alle 15 bis 30 Sekunden etwas Neues sieht und das Gefühl hat, durch einen Algorithmus zu scrollen.“
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Als sie sah, dass Fans so aufgeregt waren, dass sie nach der Show an Gedächtnisverlust litten – ein als „Taylor-Swift-Syndrom“ oder „Post-Konzert-Amnesie“ bekannt gewordenes Phänomen – habe sie das Gefühl gehabt, ihr Ziel erreicht zu haben, erzählte Swift.
Ein Sonderlob bekamen die Fans ins Gelsenkirchen, dem ersten deutschen Stopp der „Eras“-Tour, wobei die Kelce-Brüder und Taylor Swift ihre Probleme damit hatten, den Namen der Stadt auszusprechen. Travis Kelce erzählte, wie beeindruckend er die Choreografie der Fans dort fand, die zum Song „Willow“ aus Luftballons und Handylicht zusammengebastelte Laternen mitgebracht haben.
„Sie sind wirklich im Kreis getanzt, haben Kugeln hochgehoben und sie einander weitergegeben“, so der Football-Spieler über die deutschen Fans. Ohnehin hätten sich die Fans so viele Mitmach-Rituale ausgedacht, dass sich die Konzerte irgendwann wie die „Rocky Horror Picture Show“ angefühlt hätten, scherzte Taylor Swift.
In ihrem Leben danach habe sie sich hauptsächlich Hobbys gewidmet, die aus dem 18. Jahrhundert stammen könnten, so sie Sängerin. Sie würde gern nähen – hauptsächlich Handtaschen für Kinder und Baby-Decken – und backen. Insbesondere Sauerteig-Brot habe es ihr angetan, ein paar Jahre nach dem allgemeinen Corona-Hype ums Brotbacken. „Diese Besessenheit hat mein ganzes Leben erobert“, erzählte Swift. Ihre Rezepte klingen recht abenteuerlich, darunter etwa ein Blaubeer-Zitronen-Sauerteigbrot.
4. Die Ostereier
Taylor Swift ist bekannt dafür, versteckte Nachrichten an ihre Fans zu senden – bekannt als Easter Eggs, also Ostereier. Das führt dazu, dass ihre Legionen von Fans inzwischen jedes einzelne Outfit, jede Wortmeldung und jeden Post analysieren, als würde ihr Leben davon abhängen. Das Ganze habe inzwischen „Zodiac Killer“-Level an Intensität erreicht, gab Swift zu.
Sie trägt allerdings auch einiges dazu bei. So hat sie ihre neue „Showgirls“-Ära, deren Farbe (ja, Swifts Äras haben spezifische Farben) orange ist, bereits zu „Eras“-Tour-Zeiten angeteasert. Die letzte Show der Tour verließ sie aus einer orangefarbenen Tür, auch bei einem Gastauftritt von Sabrina Carpenter, die auf dem neuen Album ja mitmacht, trug sie ein orangefarbenes Kleid.

© dpa/Uncredited
Sie habe einfach eine Vorliebe für versteckte Nachrichten, für Numerologie, „Mathe-Kram“ und Daten, erzählte Swift. Jason Kelce zeigte sich vor allem verwirrt darüber, was „Numerologie“ bedeuten könnte.
5. Die Beziehung von Swift und Kelce
Ohnehin war das die Dynamik, die sich durch das Interview zog: die einfach gestrickten Football-Jungs, die begeistert von Swifts Intellekt sind. „Er kann Ballspielen und ich kenn’ mich mit Aristoteles aus“, singt Taylor Swift passenderweise in ihrem Song „High School“, der von ihrer Beziehung zu Travis Kelce handeln soll.

© dpa/Emily Curiel/Ecuriel@kcstar.Com
Der betonte im Podcast mehrmals, dass Taylor Swift ein Genie sei, und dass er ihretwegen ganz neues Vokabular erlernt habe. Swift wiederum hatte keine Ahnung von Football, als die beiden anfingen, sich zu daten – inzwischen sei sie aber Expertin.
Ohnehin zeigte sich Travis Kelce vor allem als Hype-Man, während sein Bruder das Interview führte. So erzählte er zum Beispiel, dass Swift selbst Profi-Sportlerin sei und während ihrer Tour teilweise ein strengeres Programm hätte als er selbst während der NFL-Saison.
Mit Taylor Swifts Auftritt in dem Podcast schließt sich auch ein Kreis: Denn 2023 erzählte Travis Kelce in einer Folge „New Heights“, dass er Taylor Swift nach der „Eras“-Tour in Kansas City haben treffen wollen, er aber keinen Backstage-Zugang erhalten habe – eine öffentliche Liebeserklärung, die den Anfang der Beziehung markierte.
Den Podcast zu hören, habe sich damals so angefühlt, als wenn jemand mit einer Boombox vor ihrem Fenster stehen würde und sagen: „Ich möchte auf ein Date mit dir gehen“, erzählte Swift. „Das war wild, aber es hat funktioniert.“ Mit der neuen Beziehung erfolgte auch ein Imagewandel des Popstars, die seitdem deutlich mehr öffentliche Auftritte absolviert – unter anderem bei den Football-Spielen ihres Partners.
Die „New Heights“-Folge mit ihr ist nun auf dem Weg, Podcast-Geschichte zu schreiben, mit bisher über neun Millionen Views auf YouTube. Einen dürfte das nicht begeistern: Donald Trump ist seit Swifts Support für Kamala Harris kein Fan mehr und rantet regelmäßig über sie, zuletzt schrieb er Anfang August auf Truth Social, dass Taylor Swift „NICHT MEHR HEISS“ sei. Einer der Songs auf Taylor Swifts neuem Album heißt „CANCELLED!“. Könnten Großbuchstaben und Inhalt womöglich ein weiteres Osterei sein?
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