
© Rebecca Kraemer
Neues Album von Tristan Brusch: Wenn die Liebe zerfällt
Auf seinem dritten Album „Am Wahn“ erforscht der Berliner Musiker Tristan Brusch die dunklen Seiten von Beziehungen, wobei ihm eine betörende Chanson-Pop-Mischung gelingt.
Stand:
Was für ein Anfang! Kein Funken Hoffnung liegt darin, aber so viel melodietrunkene Schönheit. „Wahnsinn mich zu lieben“ heißt das Auftaktstück von Tristan Bruschs dritten Album „Am Wahn“ (Tautorat Tonträger/Four Music) und es setzt sofort den Ton für die kommenden rund 35 Minuten, die allesamt die finsteren Seiten des Lebens und Liebens ausloten.
Zu einer sanft geschlagenen Akustikgitarre, verhalltem Klavier und melancholischen Streichern formuliert der Sänger die übermenschlichen Liebeserwartungen, die eine Geliebten meint, für ihn erfüllen zu müssen – und von denen er sehr wohl weiß, dass sie nicht ohne Grund in ihrem Kopf sind: „Doch möchtest du mich lieben/ Musst du den Verstand verlieren/ In ein tiefes Loch/ Hoch über den Wolken/ Bist du schon halb bei mir“, singt er im betörenden Refrain, der von dem einem kleinen Pianomotiv in den Pophimmel gezogen wird.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Wie schon auf dem Vorgängeralbum „Am Rest“ gelingen dem in Gelsenkirchen geborenen und in Berlin lebenden Tristan Brusch wieder elegant zwischen Chanson, Balladen und Songwriter-Pop tänzelnde Stücke, die mit viel Lakonie von großen Gefühlen erzählen. Vergleiche mit Jacques Brel und Serge Serge Gainsbourg („Kein Problem“ im Duett mit Annett Louisan) drängen sich auf, aber auch ein Reinhard Mey-Vibe weht mitunter herüber.
Live eingespielt im Studio von Produzent Tim Tautorat, der bei einigen Liedern auch mitkomponiert hat, bestechen die feinen Arrangements (man achte auf den Bassklarinetten-Einsatz) und die kluge Gesamtdramaturgie. Und als besonderer Spezialeffekt schürt die Mörderballade „Am Herz vorbei“, die auf einem Song des von schweren MeToo-Vorwürfen belasteten Mark Kozelek basiert, beim Hören gleichzeitig die Kehle zu und regt zum Mitsummen an – verstörend, aber toll.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: