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Pausenverpflegung in der Oper und im Konzertsaal: Sektlaune? Von wegen!
Hohe Preise, ausgedünntes Angebot, diskutable Qualität: Die Gastronomie in den Foyers ist ein Reizthema unter Klassikfans. Warum geht das nicht besser?
Stand:
Als ich mit meiner Frau bei der „Rusalka“-Neuinszenierung in der Staatsoper war, haben wir uns für die Pause Wein bestellt, sie einen weißen, ich einen roten. Beide waren, ehrlich gesagt, untrinkbar. Beim nächsten Besuch Unter den Linden entschied ich mich darum sicherheitshalber für ein Softgetränk.
Und nahm eine Brezel dazu – die sich als eine besonders gummiartige Variante des omnipräsenten Aufbackprodukts herausstellte. Je länger ich darauf herumkaute, desto größer schien das Teigvolumen im Mund zu werden. Ich konnte sie nicht aufessen.
Alles soll blitzschnell gehen
Zum Reizthema „Pausenverpflegung“ kann wohl jeder Klassikfan traurige Anekdoten beisteuern. Zwar lässt sich das ewige Schlangestehen mancherorts dank Online-Vorbestellung inzwischen umgehen, ausreichend Diskussionsstoff aber bieten weiterhin die Preise, das Angebot und die Qualität.
Welche Sorgen und Nöte die „Gegenseite“ umtreiben, hat mir neulich Heinrich Gerresheim erzählt, der seit 32 Jahren das Catering in der Philharmonie betreibt. Seinen Hauptumsatz muss er abends innerhalb von einer Viertelstunde machen – und braucht entsprechend viel flinkes Personal. Was natürlich die Kosten in die Höhe treibt.
Die Leute bestehen laut Gerresheim zudem darauf, dass der Wein aus Flaschen eingeschenkt wird, obwohl es preislich deutlich attraktiver wäre, wenn er aus einem Edelstahltank käme. Wiener Würstchen gelten wiederum den Philharmonikern nicht als standesgemäßes Angebot. Und Besucher, die sich Champagner leisten, wollen diesen unbedingt in Gläsern gereicht bekommen, die sich optisch deutlich von jenen unterscheiden, in denen der Sekt serviert wird.
Wegen der baupolizeilich vorgeschriebenen Fluchtwege darf Gerresheim im Philharmonie-Foyer nur wenige Stehtische aufstellen, obwohl er meistens mehr füllen könnte. Was wiederum zu Frust führt bei jenen Musikfreunden, die sich mit dem „Ausgebucht“-Schild konfrontiert sehen.
Kein Wunder, dass sich angesichts solcher Bedingungen kaum noch jemand findet, der bereit ist, die Pausengastronomie zu übernehmen. Fürs Konzerthaus am Gendarmenmarkt wird bereits seit dem Herbst vergangenen Jahres ein neuer Caterer gesucht. Bislang erfolglos.
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