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Protest der Berliner Bühnen: Die fatalen Folgen der Sparpolitik
Staatstheater müssten den Betrieb weitgehend aussetzen, den privaten Bühnen droht die Insolvenz. In einem offenen Brief an die Politik entwirft der Bühnenverein ein düsteres Zukunftsszenario.
Stand:
Der Landesverband Berlin des Deutschen Bühnenvereins hat sich in einem offenen Brief an den Berliner Regierender Bürgermeister, Kai Wegner, Kultursenator Joe Chialo und Finanzsenator Stefan Evers gewandt. Die Politiker hatten am 19. September Vertreterinnen und Vertreter aller Kulturbereiche der Hauptstadt über die aktuelle Haushaltsnotlage des Landes informiert und dabei erklärt, Einsparauflagen im Kulturetat seien unumgänglich. Die Rede ist laut Bühnenverein von „110 bis 150 Millionen Euro oder mehr“ für 2025 sowie von einer „ähnlichen Summe“ für 2026.
Die Sparvorgaben sind erdrückend
In dem Protestschreiben erklärt der Bühnenverein, diese Vorgaben würden bei den institutionell geförderten Opern-, Konzert- und Theaterhäuser dazu führen, dass der Spielbetrieb „weitestgehend“ ausgesetzt werden müsse: Wegen der Fixkosten für Personal und Gebäudeunterhaltung bestehe dort „der einzige budgetäre Spielraum im künstlerischen Programm“.

© Sima Dehgani
Den privatrechtlich organisierten Häusern drohe die Insolvenz, heißt es weiter in dem offenen Brief, bei den projektbezogenen Förderungen träfe es „die vulnerabelsten Bereiche“ der freien Szene und der Performing Arts, der Literatur, der Bildende Kunst, des Tanzes und der kulturellen Bildung.
Der Bühnenverein verweist darauf, was für einen enormen Wirtschaftsfaktor die Kultur in der Stadt darstelle: „Immerhin arbeiten allein 8,2 Prozent der Erwerbstätigen in Berlin im Kulturbereich.“ Die 29 Mitgliedsbetriebe im Bühnenverein erreichten jährlich rund drei Millionen Besucher, darunter viele Touristen, von denen Hotel- und Gaststätten, Nahverkehr und Einzelhandel profitierten.
Joana Mallwitz, die Chefdirigentin des Konzerthausorchesters, betonte: „Uns allen sollte inzwischen klar sein, dass wir die Mitte unserer Gesellschaft und ihren Zusammenhalt stärken müssen und dass wir unsere kulturelle Identität positiv besetzen müssen. Unser Ziel muss es daher sein, den Zugang zu Musik und Kultur noch niedrigschwelliger gestalten zu können. Der Schaden, der durch Kürzungen im Kulturbudget entstehen würde, wäre immens und würde nicht nur uns als Kulturbetrieb empfindlich treffen, sondern den Zusammenhalt unserer gesamten Gesellschaft gefährden.“
Zu den Unterstützerinnen und Unterstützern des Protests gehören auch Kirill Petrenko, der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Christian Thielemann, der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, Christian Spuck, der Intendant des Staatsballetts Berlin sowie die Intendantinnen und Intendanten von Komischer Oper, Deutscher Oper und Staatsoper, der Rundfunk Orchester und Chöre GmbH, der Philharmoniker und der Opernstiftung.
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