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Die Volksbühne profitiert wohl am meisten vom neuen Kulturetat.

© Jens Kalaene/dpa

Zur Berliner Kulturverwaltung: Schenken und versenken

Die Kleinen verlieren, die Großen gewinnen: Vom Berliner Kulturetat 2016/17 profitiert vor allem die Volksbühne mit 4,25 Millionen Euro. Unser Autor wundert sich.

Es ist immer wieder dasselbe: Die Kleinen lässt man hängen, die Großen kaufen. Eindeutige Gewinner des Berliner Kulturetats 2016/17 sind Noch-Volksbühnen-Intendant Frank Castorf und sein Nachfolger Chris Dercon. Und das, obwohl die Parlamentarier jetzt bei der zweiten Lesung des Doppelhaushaltes die Summe von fünf Millionen Euro, die Dercon zur Vorbereitung seines Amtsantritts im übernächsten Herbst bekommen sollte, um 750 000 Euro reduziert haben.

Das Geld wollen die Abgeordneten anderweitig verteilt wissen: 400 000 Euro gehen an die Berliner Philharmoniker – weil ihr Parkplatz bald in einen Park umgewandelt wird und ihnen darum die Einnahmen der Autofahrer entgehen. Der Rest fällt, gleich Brosamen, an die Akteure, die an der Basis arbeiten: Das Ballhaus Naunynstraße und das Grips bekommen in beiden Jahren jeweils 50 000 Euro zusätzlich, das Theater Strahl und das integrative Bühnenprojekt Ramba Zamba auch je 50 000 Euro, aber nur 2017.

Wie soll man das Geld in zwei Jahren aufbrauchen?

Sehr kleine, viel zu kleine Summen sind das, um den verdienten Truppen aus der akuten finanziellen Klemme zu helfen. Symbolische Gesten einer rot- schwarzen Koalition, die Gutes tun will, ohne ihrem Regierenden Bürgermeister und seinem Staatssekretär wirklich spürbar ins Konzept zu fahren. Und ihre Schwerpunktinvestitionen planen Michael Müller und Tim Renner nun einmal bei der Volksbühne.

4,25 Millionen Euro für Chris Dercon sind immer noch ein Haufen Schotter – und man fragt sich ernstlich, wie der Mann aus London die Summe binnen Zweijahresfrist aufbrauchen will. Schon mal goldene Löffel kaufen, mit denen sein Team dann die interdisziplinäre Suppe auslöffeln kann, die er anzurichten versprochen hat?

Die Kindertheater kann man ja mit Minijobs versorgen

Noch absurder aber ist die Art, wie von Senatsseite dem scheidenden Amtsinhaber Frank Castorf der Abschied versilbert wird. Er darf in seinen letzten beiden Spielzeiten nämlich die Hälfte der Rücklagen des Hauses in Höhe von 1,385 Millionen Euro aufbrauchen – einerseits für künstlerische Projekte, wie den Radikalumbau des Zuschauerraums, bei dem wohl fast die ganze Bestuhlung herausgerissen werden soll. Andererseits zur Deckung der Mindereinnahmen – weil man für einem Saal ohne Sitze nicht wirklich viele Tickets verkaufen kann. Exit through the gift shop. Da kann man sich leicht vorstellen, welche Gesänge König Frank und seine Mannen am Luxemburg-Platz in den kommenden Monaten anstimmen: „Wir versaufen unser Rosa ihr klein Häuschen ...!“

Dass Dercons einmalige Sonderzahlung sich zu einer dauerhaften Etataufstockung der Volksbühne verstetigen könnte, wollte Tim Renner während der Haushaltsberatung nicht ausschließen. Sollte das Konzept des Neuen überzeugen, werde das in Erwägung gezogen. All die Kinder- und Jugendtheater-Mitarbeiter, die sich unterhalb des Radars des Staatssekretärs bewegen und deshalb wohl bald arbeitslos sein werden, kann Dercon dann ja mit Minijobs versorgen. Irgendwer muss die goldenen Löffel schließlich putzen...

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