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Kultur: Schwester der Fans

POP

Eine kleine Cowboy-Kolonie hat sich im Block C angesiedelt. Mit ihren Hüten wirken die fünf Männer ein wenig verloren zwischen all den Pärchen mittleren Alters. Doch das greift die Country-Fans nicht an – schließlich kennen sie die Musik von Shania Twain nicht erst seit sie in den Hitparaden ist. Und ihr Star hat sie nicht vergessen: Der erste Takt des Konzertes in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle wird gefidelt. Bis zu drei Geigen mischen dezente Country-Geschmacksstoffe in den Sound, der ansonsten aus perfekt poliertem Hochglanzpop besteht.

Die 38-jährige Kanadierin kommt immer wieder zum Rand der runden Bühne, schreibt Autogramme, nimmt Blumen, Pappherzen und Stofftiere entgegen. Sogar ein verschwurbeltes Liebesgedicht liest sie laut vor. Auch die achtköpfige Band, die aussieht wie eine Boygroup, hat für alle etwas zu bieten: vom farbigen Drummer über den coolen Rockgitarristen bis hin zum braven Keyboarder. Sie spielen alle Hits des letzten Albums „Up“ in mitklatschbaren Versionen. Twains vielleicht bester Song, „That don’t impress me much“ vom Vorgänger „Come on over“, wird allerdings von drei Gitarren völlig plattgemacht. Für die Ballade „The Woman in me“ setzt sich die Sängerin ins Publikum, direkt vor einen leicht schwitzenden Herrn im seltsam gemusterten Hemd.

Die zwei ergeben ein bizarres Paar auf den Bildschirmen unter der Decke. Als Shania Twain es bemerkt, muss sie fast lachen, fängt sich und greift dem Fan zum Finale beherzt ans Kinn. Danach hat sie entgültig alle Herzen gewonnen. Das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft, das sie während der Zugaben trägt, hätte es dazu gar nicht mehr gebraucht.

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