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Shortlist für den Wilhelm-Raabe-Preis: Dieses Jahr sind sich einmal alle einig
Zuletzt verstand sich die Jury des hoch dotierten Braunschweiger Raabe-Literaturpreis stets als Korrektiv für die Auswahl des Deutschen Buchpreises. Dieses Jahr ist alles anders. Nur Leif Randt sticht heraus.
Stand:
Der Braunschweiger Wilhelm-Raabe-Literaturpreis gehört zu den bedeutendsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum, nicht zuletzt wegen seines Preisgeldes von 30.000 Euro. Im Jahr 2000 ins Leben gerufen, damals gewann ihn Rainald Goetz mit „Abfall für alle“, wird er seit 2010 jährlich vergeben und im November in Braunschweig verliehen.
2024 gewann Saša Stanišić
Zu den Besonderheiten dieses Preises gehört inzwischen, dass vorab eine Shortlist veröffentlicht wird, und zwar immer in der Zeit, in der auch die Longlist oder die Shortlist des Deutschen Buchpreises kursieren. Häufig entstand da in den vergangenen Jahren der Eindruck, dass die Jury des Wilhelm-Raabe-Preises ihre Auswahl als eine Art Korrektiv des Deutschen Buchpreises verstand und sich auf die Titel konzentrierte, die beim Deutschen Buchpreis aus welchen Gründen auch immer nicht nominiert worden waren.
Vergangenes Jahr, als Saša Stanišić für sein Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ den Raabe-Preis zugesprochen bekam, stand auf der Raabe-Shortlist mit ihren fünf Titeln nur die „Hasenprosa“ von Maren Kames. Sie war auch für die Long- und später die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert worden. Weder Judith Kuckart noch der spätere Gewinner Stanišić, weder Roman Ehrlich noch Ulrike Edschmid waren mit ihren Büchern für die Buchpreis-Longlist nominiert.
In diesem Jahr jedoch, da der Deutschlandfunk und die Stadt Braunschweig am Dienstagmorgen die Shortlist für den Raabe-Preis bekannt gegeben haben, ist bis auf eine Ausnahme alles anders. Nominiert wurden Dorothee Elmiger mit ihrem gerade veröffentlichten Buch „Die Holländerinnen“, Annett Gröschner mit ihrem Roman „Schwebende Lasten“, der im Frühjahr erschienen ist, Jonas Lüscher mit „Verzauberte Vorbestimmung“, ebenfalls aus dem Frühjahr, und Thomas Melle mit seinem Psychiatrie-Roman „Haus zur Sonne“, der vor zwei Wochen veröffentlicht wurde.
Alle auch beim Buchpreis
Alle diese Bücher fanden auch Eingang in die Longlist für den Deutschen Buchpreis und könnten theoretisch dessen Mitte September verkündete Shortlist zieren. Der einzige Titel, der sich dort nicht findet, was bei den Buchpreis-Longlist-Kommentaren hie und da auch moniert wurde, den aber die Raabe-Jury nominiert hat, ist Leif Randts neuer Roman „Let’s talk about feelings“ (erscheint im September).
Was folgt aus all dem, außer dass man allen nominierten Autoren und Autorinnen einen Preis wünscht und ihre Bücher durch die Bank preiswürdig sind? Die Literaturjurys, die Literaturkritik scheinen sich in diesem Jahr einig zu sein. Wann verkündet wird, wer den Raabe-Preis schlussendlich bekommt, hat die Mitteilung des Deutschlandfunks und der Stadt Braunschweig nicht verraten. Die Preisverleihung findet jedenfalls am 1. November im Kleinen Haus des Staatstheaters Braunschweig statt.
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