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Die Musikerin Merrill Nisker alias Peaches in Aktion.

© Promo

Peaches live in Berlin: Sie hat den Längsten

Königin des Queer-Pop: Peaches gab im ausverkauften Huxleys Neue Welt eine knallige, kurzweilige Electro-Show.

Die Möse mag nicht mehr. Sie verdrückt sich an den Bühnenrand, und Peaches singt verzweifelt ihren Rücken an: „Why don’t you talk to me?“ Auch der zweite Muschi-Darsteller ist nicht zum Dialog bereit. Bleibt nur ein Vagina-Monolog. Aber darin hat Peaches ja Übung. Schon zur Eröffnung ihres Konzertes im ausverkauften Berliner Huxleys Neue Welt fordert sie, begleitet von hämmernden Beats und aufheulenden Synthies mit eindeutigen Handbewegungen: „Rub, bitch, rub!“

Es ist das Titelstück ihres aktuellen Albums „Rub“, des ersten nach sechs Jahren, in denen die kanadische Wahlberlinerin vor allem auf Theaterbühnen und hinter DJ-Pulten aktiv war. Beide Erfahrungen fließen auch in ihre neue Show ein: Zu jedem Song spielt sie in wechselnden Kostümen zusammen mit ihrem Dance-Duo kleine Performances durch. Mal lässt sie sich von den beiden um das Podest jagen, auf dem sie den größten Teil des Abends steht, mal verknoten sie sich mit ihnen zu einer Sex-Simulation oder führt spaßige Work-Out-Choreografien auf.

Ein kurzweiliges Spektakel, für das die 47-jährige Peaches auf eine Band verzichtet. Sie startet ihre Songs per Pedalkick oder mischt sie am Rechner ineinander. Für „Close Up“ kommt die Berliner Sängerin Aérea Negrot im Goldglitzer-Look dazu und singt schön zickig den Part, den auf dem Album Kim Gordon deutlich schläfriger interpretiert. Ein bisschen Popo-Haue darf Negrot Peaches auch noch verpassen.

Voller Körpereinsatz ist ohnehin Programm ihres knapp 80-minütigen Auftritts. So balanciert sie zu ihrem tollen House-Pop-Hit „I Feel Cream“ auf den Händen der Besucher über die ersten Reihen – ohne Wackler beim Gesang. Nicht ganz so glatt dafür aber um so lustiger verläuft der nächste Ausflug: Bei „Dick In The Air“ läuft sie durch einen riesigen Plastikdödel, der über der Menge aufgepustet wird. Die Fans schubsen ihn so heftig nach oben, dass Peaches kurz strauchelt. Aber egal – sie hat den Längsten! Und beweist mit dieser Show, bei der die im Zugabenteil auch noch oben ohne agiert, ein weiteres Mal ihre Vorherrschaft in Sachen Pop-Feminismus und queerer Sexyness. Bis Miley Cyrus da rankommt, muss sie noch lange twerken und auf Abrissbirnen schaukeln.

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