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Gut gelaunt. Das European Youth Orchestra.

© Kai Bienert

Festival für junge Klassik: So klang das Finale von Young Euro Classic

Zum Abschluss von Young Euro Classic spielt das European Youth Orchestra noch einmal Beethoven.

Beethoven muss es schon sein zum Abschluss dieses „Young Euro Classic“-Jahrgangs, der seit dem 1. August Kammermusik präsentierte, vorgetragen von Studierenden der Berliner Musikhochschulen. Schließlich, wie eine junge Geigerin vorab ausführt, haben wir nicht nur Corona, sondern immer auch noch Beethoven-Jahr.

Natürlich können sich nicht alle Mitglieder des European Youth Orchestra auf der Konzerthausbühne versammeln, doch zum frenetischen Schlussapplaus sind es immerhin 35. Vorher agiert man in kleinen Gruppen, intelligent aufgeteilt nach Bläsern und Streichern.

Für Beethovens 1. Sinfonie hat man das Glück, auf ein Bläserarrangement des württembergischen Kapellmeisters Georg Schmitt von 1871 zurückgreifen zu können. Das entsprach dem Zug der Zeit, wurde doch bereits zur Uraufführung 1800 ein Übergewicht der Bläser bemängelt, durch das die Sinfonie zu sehr in die Nähe der beliebten „Harmoniemusiken“ rücke.

Ein wenig Jagdmusikcharakter entsteht unter Victor Aviats schwungvollpräziser Leitung zumal im federleicht vorübereilenden Finale. Dabei sind die virtuose Beweglichkeit von Flöten und Klarinetten, Oboen-Gesang und kauzige Fagottepisoden das reine Entzücken.

Beethovens Strukturen bleiben glasklar, wenn auch ab und zu die Streicherwärme fehlt, die den human touch auch dieses Frühwerks erzeugt hätte. Und wenn schon ein grundierender Kontrabass die Regel der reinen Bläserfassung brechen darf, warum kann nicht auch eine Pauke für mehr revolutionären Drive sorgen? Bitte nacharrangieren!

Meister des italienischen Stils

Um den Wesenskern eines Werkes und seine adäquate Vermittlung braucht man sich bei den übrigen Stücken des Abends nicht zu sorgen. In vier Hornquartetten von Nikolai Tscherepnin beweisen die jungen Musikerinnen und Musiker ihre fabelhaften Qualitäten, von sanftem Ausbalancieren bis zum scharfen Auftrumpfen des Klangs, auch in komplexer Harmonik lupenrein geboten. Desgleichen brillieren vier Kontrabässe im tangoseligen „Memories from the City of Turku“ des Finnen Peter Grans.

Die Europareise von Wien nach Wien, die über den hohen Norden führt, eröffnet Mozarts Divertimento KV 136. Der 16-jährige Komponist, der gerade von der Uraufführung seiner Oper „Mitridate“ aus Mailand kam, zeigt sich hier als Meister des italienischen Stils, den die Streicher des EUYO so zart und duftig, so melodienselig und rhythmisch gut gelaunt entfalten, dass die Musik in ein zauberhaftes, von allen Corona-Abständen unberührtes Utopia entführt.

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