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Daniel Barenboim.

© / AFP/Annette Riedl

Update

80-Jähriger seit Langem erkrankt: Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin zurück

Der Stardirigent gibt sein Berliner Amt auf. Er könne die Leistung nicht mehr erbringen, die von einem Generalmusikdirektor erwartet werde, teilte er mit.

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Der seit Langem erkrankte Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. Das gab der 80-Jährige am Freitag in Berlin bekannt.

„Leider hat sich mein Gesundheitszustand im letzten Jahr deutlich verschlechtert. Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird“, hieß es in einer Erklärung Barenboims. „Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich zum 31. Januar 2023 diese Tätigkeit aufgebe.“ Er bitte Kultursenator Klaus Lederer um Auflösung des Vertrages zum genannten Zeitpunkt.

Barenboim war erst zum Jahreswechsel ans Dirigentenpult zurückgekehrt. Er dirigierte am vergangenen Samstag in Berlin die neunte Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Er hatte Anfang Oktober angekündigt, er müsse sich jetzt so weit wie möglich auf sein körperliches Wohlbefinden konzentrieren. „Mein Gesundheitszustand hat sich in den letzten Monaten verschlechtert und es wurde eine schwere neurologische Erkrankung bei mir diagnostiziert“, schrieb er dazu. Barenboim hatte sich im Februar 2022 einem chirurgischen Eingriff an der Wirbelsäule unterziehen müssen.

Kultursenator Lederer nannte Barenboim in einer Mitteilung einen Jahrhundertkünstler und „eine der bemerkenswertesten Persönlichkeiten, die in Berlin wirken“. Er zeigte sich „überzeugt, dass Daniel Barenboim die richtige Entscheidung getroffen hat“. Die Entscheidung stelle das Wohl der Staatsoper und der Staatskapelle in den Vordergrund. „Dies alles verdient größten Respekt.“

Der Linke-Politiker äußerte seine Hochachtung vor Barenboim „künstlerisch und auch persönlich“. Mit Blick auf die Entscheidung empfinde er neben dem Respekt aber auch eine gehörige Portion Bedauern.

Seit 1992 hatte der argentinisch-israelische Pianist und Dirigent als Generalmusikdirektor Unter den Linden gewirkt, seit 2000 ist er dort Chefdirigent auf Lebenszeit. „Die Jahre haben uns musikalisch und menschlich in jeder Hinsicht beflügelt“, schreibt Barenboim. „Selbstverständlich bleibe ich - solange ich lebe - mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin.“

Die Staatsoper hatte im Oktober ein zum Geburtstag geplantes Konzert in der Berliner Philharmonie absagen müssen, bei dem Barenboim Klavier spielen sollte. Zuvor musste Barenboim bereits das Dirigat für die zu seinem Geburtstag realisierte Neuinszenierung von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper abgeben. Für ihn sprangen Christian Thielemann und Thomas Guggeis am Pult ein. Thielemann vertrat Barenboim auch während der Asientour mit der Staatskapelle.

1942 in Buenos Aires in Argentinien geboren, war Barenboim als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer 1963 erstmals nach Deutschland gekommen; ein Jahr später gab er sein Debüt mit den Berliner Philharmonikern.

Bevor er zur Staatsoper kam, wirkte er 15 Jahre lang als Chefdirigent in Chicago und arbeitet mit Orchestern weltweit. Gemeinsam mit dem palästinensischen Schriftsteller Edward Said gründete er das West-Eastern-Divan-Orchester, in dem israelische, palästinensische und arabische Musiker spielen, auch war er Friedensbotschafter der Uno.

An diesem Freitag, Sonnabend und Sonntag tritt Barenboim mit den Berliner Philharmonikern auf, er dirigiert in der Philharmonie Schumann und Brahms, am Klavier sitzt seine langjährige Künstler-Freundin Martha Argerich. (Tsp/dpa/KNA)

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