
© ULYSSES JENKINS / Ulysses Jenkins
Struktureller Rassismus im Kunstbetrieb: Wo sind die Schwarzen Perspektiven?
Alljährlich werden die teuersten Künstler der Welt bekanntgegeben. Schwarze Menschen finden sich nur selten in dieser Liste. Und auch sonst fehlt es an diversen Perspektiven im Kunstbetrieb.

Stand:
„Only thing they ever did wrong was bein’ born black in this white man’s world“, rappte der US-amerikanische Künstler Tupac Shakur 1996 auf seinem Album „The Don Killuminati“. Alles, was sie je falsch gemacht haben, war Schwarz in diese weiße Welt hineingeboren zu werden.
Tupacs Songs sind noch heute Hymnen Schwarzer Protestbewegungen und erinnern daran, wie weit wir doch auch fast 30 Jahre später noch von einer diskriminierungsfreien Gesellschaft entfernt sind.
Exotisiert und sexualisiert
Die Auseinandersetzung mit Rassismus ist keine einfache, das zeigt auch ein Blick in den Kunstbetrieb. In den Depots der internationalen Museen lagern Tonnen kolonialer Raubkunst; Mäzene wie Henry Tate, Namensgeber der Tate Gallery in London, verdankten große Teile ihres Vermögens der Sklavenindustrie des 19. Jahrhunderts; noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Schwarze Menschen offensiv in der weißen Kunst exotisiert und sexualisiert.
Und heute? Während weiße Männer wie Jeff Koons, David Hockney, Jasper Johns, Gerhard Richter Jahr um Jahr in die Riege der wertvollsten Künstler aufgenommen werden, sucht man nach BPoC-Perspektiven (Black and People of Color) meist vergeblich.
Ja, Namen wie Faith Ringgold, Kerry James-Marshall oder auch Ulysses Jenkins sind heute keine unbekannten mehr. Auf materieller Augenhöhe mit „Stars“ wie Koons oder Hockney befinden sie sich jedoch bei weitem nicht. Das hat wenig mit Talent oder Kreativität zu tun, aber umso mehr mit Strukturen, die zu verändern eine Sisyphusarbeit zu sein scheint.
Zu wenige Schwarze Menschen in Leitungspositionen
Wie sollte sich auch etwas bewegen, werden doch kaum Kulturinstitutionen von Schwarzen Menschen geleitet. Dass ein Schwarzer Direktor eines wichtigen Museums geworden ist, ist auch 2023 noch immer eine Schlagzeile wert.
So auch im Januar dieses Jahres, als diverse Medien berichteten, das New Yorker Naturkundemuseums bekomme mit Sean Decatur einen neuen Direktor. Nicht seine Qualifikationen oder frühere Stationen schafften es in die meisten Überschriften, sondern die Hautfarbe. So lange dies die Neuigkeit ist, haben wir den Rassismus in unserer Mitte nicht überwunden.
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