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Hannah Gross, Sophia Lillis und Michael Cera in „The Adults“.

© Universal Pictures Content Group

„The Adults“ von Dustin Guy Defa: Ferne Schwestern

US-Indie-Regisseur Dustin Guy Defa zeigt in „The Adults“ die Entfremdung von drei Geschwistern.

Eric möchte eigentlich gar nicht in seiner alten Heimatstadt sein oder zumindest nur so halb. Kurz soll der Besuch sein, nicht zu tiefsinnig. Allein wie Eric (Michael Cera) das Hotelzimmer bezieht, ist eine kleine Charakterstudie. Die Jacke ist noch nicht ausgezogen, da schallt schon die vertraute Musik aus der von zu Hause mitgebrachten Aktivbox und verscheucht aufkommende Fremdheitsgefühle.

Beim Wiedersehen mit der älteren Schwester, die nach dem Tod der Mutter im Elternhaus lebt, würde dagegen auch der wärmste Soul nicht helfen. Die Frage „Wo ist Maggie?“ ist jedenfalls keine sonderlich zugewandte Begrüßung, wenn man nach drei Jahren zum ersten Mal wieder seiner Schwester gegenübersteht, die eben nicht Maggie (Sophia Lillis) ist, sondern Rachel (Hannah Gross).

Die Filme des US-amerikanischen Indie-Regisseurs Dustin Guy Defa kreisen um Annäherungsversuche und Beziehungsabbrüche. Ständig ringen die Figuren darum, Verbindungen herzustellen, zu sortieren oder auch loszuwerden, andere – wie etwa Interessensgemeinschaften – zeigen sich als deutlich robuster.

Bevor Eric seinen Schwestern einen Pflichtbesuch abstattet, trifft er sich mit seiner alten Pokerrunde zum Spiel. Schließlich ist es auch eine schlecht verdaute Niederlage, die seinen Aufenthalt um zwei Tage verlängert und nicht etwa die Erkenntnis, dass er Rachel und Maggie mit dem knappen Zeitfenster „Brotkrumen“ hingeworfen hat.

Im Zentrum von „The Adults“ steht die Sprachlosigkeit, die sich unter Geschwistern oft einstellt, wenn sie erwachsen sind. Maggie versucht die frostige Kluft zwischen Eric und Rachel mit der Reaktivierung der gemeinsamen „Kindersprache“ zu kitten: Versatzstücke aus Radioshows, performative Einlagen, mit rachitischer Stimme gesprochene Aufzählreime.

Manchmal entsteht ein Funke, aus dem sich kurze Momente der Nähe entwickeln, oft aber laufen die alten Rituale ins Leere. Anders als Regiekollegen wie Alex Rox Perry seziert Defa das Gefühlsleben seiner Figuren nicht, „The Adults“ bewahrt eine gesunde Distanz, der Ton bleibt lakonisch in diesem Geschwisterliebesfilm.

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