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Kultur: Todesgesang

„Musica reanimata“ mit Werken aus Theresienstadt

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Im Konzentrationslager Theresienstadt gestatteten die Nazis ein besonders reichhaltiges Kulturleben. Die Insassen konnten die schrecklichen Lebensumstände so wenigstens gelegentlich vergessen. Viktor Ullmann schrieb hier Klaviersonaten, der Dirigent Rafael Schächter führte mehrmals Verdis „Requiem“ auf. Es waren mörderische Konzerte: Er musste den Chor jedesmal neu zusammensetzen, da die Mitglieder nach den Aufführungen in die Gaskammern geschickt wurden. In Theresienstadt starben 1944 viele Künstler, deren Werke nun im Hermann-Wolf-Saal der Berliner Philharmonie aufgeführt wurden. Am Flügel: Winfried Radecke, Gründer der Neuköllner Oper, dessen Verein „musica reanimata“ an die von den Nazis ermordeten Musiker erinnert. Maria Thomaschke und Andreas Jocksch singen die Kabarettlieder von Leo Strauss oder Martin Roman forsch und fröhlich; das Grauen hinter der Entstehung dieser Musik wird spürbarer im Kinderlied der in Auschwitz mit ihrem Sohn ermordeten Dichterin Ilse Weber. Oder beim Schlussrefrain von „Drunt im Prater“, einem Lied, mit dem Leo Strauss und Otto Skutecky die Sehnsucht nach dem unerreichbaren Wien in Töne fassten. Udo Badelt

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